Polizei äußert sich

Das sagt die Statistik: Nehmen Messerangriffe in Mittelfranken wirklich zu?

Erik Thieme

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28.8.2024, 05:00 Uhr
Messer spielen für Einsatzkräfte der Polizei eine immer größere Rolle.

© imago stock&people Messer spielen für Einsatzkräfte der Polizei eine immer größere Rolle.

Der Messer-Anschlag von Solingen erschütterte ganz Deutschland, auch in Franken gibt es immer wieder Messerangriffe. Erst vergangene Woche (19. August 2024) wurde ein Mann in Schwabach durch mehrere Stichverletzungen getötet, am Montag (26. August 2024) wurde eine Tankstelle in Uettingen von einem mit einem Messer bewaffneten Täter überfallen.

Deutschlandweit ist die Zahl der Messerangriffe in den Bereichen gefährliche Körperverletzung und Raub innerhalb eines Jahres um etwa 9,6 Prozent beziehungsweise 16,6 Prozent gestiegen. Gilt diese Steigerung auch für Mittelfranken?

Jährlich knapp unter 100 Messerangriffe pro Jahr in Mittelfranken

Die Statistik für Mittelfranken weist ein anderes Bild auf, wie das Polizeipräsidium Mittelfranken auf Anfrage unserer Redaktion mitteilt. Die Zahl der erfassten Delikte war im letzten Jahr rückläufig. Während es 2022 noch 112 Delikte waren, ist die Zahl im vergangenen Jahr auf 87 gesunken. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

In dieser Statistik werden Tathandlungen erfasst, bei denen ein Messer aktiv genutzt wird. Darunter zählen tatsächlichen Angriffe genauso wie Gewaltandrohungen durch Messer, beispielsweise bei Raub.

Der stellvertretende Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums Mittelfranken, Michael Konrad, weist darauf hin, dass die Statistik eigentlich auf einem relativ gleichbleibenden Niveau ist, nämlich bei etwa knapp unter 100 Delikten pro Jahr. 2021 hat die Polizei 66 Delikte erfasst, 2020 waren es dagegen 93. Aufgrund dieser Wellenbewegung muss die Statistik immer über mehrere Jahre betrachtet werden - ein Rückgang wie im vergangenen Jahr alleine ist nicht aussagekräftig.

In die Statistik fließen keine sichergestellten, zum Teil illegalen Messer mit ein, wenn sie nicht verwendet wurden. Hier gebe es in den letzten fünf Jahren in Mittelfranken definitiv eine Steigerung. Die Dunkelziffer für mitgeführte Messer dürfte dementsprechend noch höher sein, so der Pressesprecher. Messer würden demnach auch für die Einsatzkräfte eine immer größere Rolle spielen.

Viele Messerangriffe durch Nicht-Deutsche

Personen, die keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, sind laut Informationen der Polizei vergleichsweise häufig unter den Angreifern. Darunter zählen alle Personen, die keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Im letzten Jahr waren Nicht-Deutsche für 53,7 Prozent der Messerangriffe in Mittelfranken verantwortlich. Dieser Prozentsatz betrage immer mindestens 50 Prozent, so Konrad. Im Jahr 2023 betrug der Ausländeranteil der bayerischen Bevölkerung 16 Prozent und lag damit knapp über dem Bundesdurchschnitt (15,2 Prozent). Andere statistische Auffälligkeiten bei Tätern oder Opfern sind der Polizei nicht bekannt.

Das richtige Verhalten bei einem Messerangriff

Bei Angriffen mit einem Messer empfiehlt die Polizei - wenn möglich - immer zu fliehen. Zwar seien derartige Gefahrensituationen stets unterschiedlich, doch auch Zeugen sollten nicht versuchen einzugreifen, selbst wenn sie in der Überzahl sind. "Ein Messerangriff ist immer eine potenziell lebensgefährliche Situation, auch für Polizisten", warnt Konrad.

Stattdessen sollten Beobachter sofort den Notruf wählen und sich das Aussehen des Täters so gut wie möglich einprägen, um der Polizei eine möglichst genaue Täterbeschreibung liefern zu können.