Beinahe 75 Prozent günstiger

Diamanten bald für Jedermann? Warum die Preise für die kostbaren Klunker im freien Fall sind

Stefan Besner

Online-Redaktion

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26.1.2025, 14:49 Uhr
Einen Diamanten hingegen lässt man sich was kosten. Vor einigen Jahren war das allerdings noch deutlich mehr. (Symbolbild)

© IMAGO/Yuri Arcurs/IMAGO/peopleimages.com Einen Diamanten hingegen lässt man sich was kosten. Vor einigen Jahren war das allerdings noch deutlich mehr. (Symbolbild)

Diamanten – glitzernde Kostbarkeiten von schlichter bis extravaganter Eleganz. Sie sind sowohl Zeichen von Zuneigung als auch Status – und genau genommen: Einfach nur komprimierter Kohlenstoff. Ein Diamant besteht aus nichts anderem als dem Zeug, worüber wir im Sommer unsere Würstchen grillen. Es würde allerdings wohl kaum einer auf die Idee kommen, zehntausende Euro für einen Sack Kohle hinzublättern. Einen Diamanten hingegen lässt man sich was kosten. Vor einigen Jahren war das allerdings noch deutlich mehr. Die Preise fallen stetig. Woran das liegt.

"Ethisch vertretbarer"

Seit der Produktion kostengünstiger Labordiamanten sind die Preise für natürliche Diamanten erheblich gesunken. In den letzten zwei Jahren sind die Preise für natürliche Diamanten laut "t-online" um 26 Prozent gefallen, während die Kosten für im Labor gezüchtete Diamanten sogar um 74 Prozent gesenkt wurden. Ein großes Angebot drückt marktwirtschaftlich bekanntermaßen den Preis – und das Interesse an Labordiamanten wächst. Die sind nicht nur preiswerter und schneller zu produzieren, sondern gelten oftmals bei jüngeren Käufern als "ethisch vertretbarer". Unter Verweis auf den "Guardian" machen diese synthetischen Edelsteine mittlerweile 45 Prozent des Marktes für Verlobungsringe aus.

Hinzu kommen demnach Faktoren wie eine nachlassende Nachfrage aus China, eine globale wirtschaftliche Abkühlung sowie ein Rückgang der Eheschließungen.

Labordiamanten revolutionieren den Markt – und drücken die Preise

Labordiamanten weisen chemisch und physikalisch quasi die gleichen Eigenschaften auf wie natürliche Diamanten, sind jedoch erheblich günstiger. Ihre Herstellung gelingt schnell und zuverlässig und ihre Herkunft lässt sich einfacher nachvollziehen – Aspekte, die besonders Kunden mit moralischen und ökologischen Bedenken beim Kauf schätzen. "Blutdiamanten" haben diesen unrühmlichen Namen nicht ohne Grund. Sie stehen seit Jahren heftig in der Kritik, weil sie aus Regionen (oftmals in Afrika) stammen und die Erlöse aus dem Verkauf zur Finanzierung bewaffneter Konflikte oder Bürgerkriege verwendet werden. Solche Diamanten sind mit gravierenden Menschenrechtsverletzungen verbunden, darunter Zwangsarbeit, Kinderarbeit und Gewalt gegen Arbeiter.

Preisverfall von knapp 75 Prozent

Das Unternehmen Tenoris, das sich auf Marktanalysen im Bereich Diamanten spezialisiert hat, beobachtet die Preise in über 2.000 Geschäften in den USA. Der Durchschnittspreis für einen einkarätigen natürlichen Diamanten erreichte demnach im Mai 2022 einen Rekordwert von 6.819 Dollar (entspricht etwa 6.250 Euro) und fiel bis Dezember 2024 auf 4.997 Dollar (ungefähr 4.580 Euro). Das entspricht einem Rückgang von mehr als einem Viertel (26,7 Prozent) in nur zwei Jahren. Im selben Zeitraum sank der Preis für einen im Labor gezüchteten Diamanten von 3.410 Dollar (etwa 3.120 Euro) im Januar 2020 auf lediglich 892 Dollar (etwa 820 Euro) im Dezember – ein Rückgang von sage und schreibe 73,8 Prozent, also fast drei Vierteln.