Wie realistisch ist das Szenario?
Die Gefahr steigt stetig: Warum in Deutschland bald regelmäßig Stromausfälle drohen könnten
14.02.2025, 04:55 Uhr
Erneuerbare Energien sind nicht nur in der Politik regelmäßig ein streitbares Thema, auch für private Haushalte werden sie immer wichtiger. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland eine Million Solaranlagen mit einer Leistung von rund 16 Gigawatt gebaut - so viel wie noch nie.
Für die Bundesrepublik ist das eine gute Nachricht. Die Anlagen liefern günstigen und umweltfreundlichen Strom, sie lieferten in 2024 14 Prozent des gesamten Stromverbrauches. Doch ausgerechnet diese Anlagen könnten nun zum Problem werden.
Stromausfall durch zu viel Strom?
Wie das "Handelsblatt" berichtet, sind viele der Anlagen nicht steuerbar. So könnte es an einem sonnigen Tag dazu kommen, dass Deutschland so viel Strom produziert, dass dieser weder verbraucht noch exportiert werden kann. Bei einem unkontrollierten Solarstromüberschuss müssten dann einige Anlagen vom Netz genommen werden.
Leider lässt sich nur ein Teil der Anlagen fernsteuern, weshalb in diesem Fall das gesamte Verteilnetz abgeklemmt werden müsste - und damit einen Stromausfall für alle mit diesen Verteilnetz verbundenen Verbraucher bedeuten würde. Dieses Szenario könnte vor allem an Feiertagen im Frühling oder Sommer eintreten, wenn die Menschen wenig Strom verbrauchen.
Wieso sich die Anlagen nicht abschalten lassen
Dabei ist es durchaus möglich, die Anlagen nachzurüsten, sodass man sie manuell abschalten kann. Das passiere faktisch oft aber nicht, erklärt das Medium weiter. Viele Solaranlagenbesitzer erhalten pro eingespeister Kilowattstunde Strom eine Vergütung vom Staat - sie haben also keinerlei Interesse, die Anlagen herunterzufahren.
Private Haushalte können häufig ohnehin nicht auf die aktuelle Wetterlage reagieren, für größere Anlagen ab 25 Kilowatt gibt es hingegen sogar eine gesetzliche Vorgabe, dass man sie gegebenenfalls abschalten kann. Der Chef des Stromnetzbetreibers Bayernwerk, Egon Westphal, stellte gegenüber dem "Handelsblatt" klar, dass rund 40 Prozent der größeren Photovoltaikanlagen gar nicht steuerbar seien.
Dem soll nun aber entgegengewirkt werden. Westphal erklärte weiter, dass der Netzbetreiber die Eigentümer großer Anlagen bereits angeschrieben und darauf aufmerksam gemacht habe, dass die Steuerbarkeit geprüft werde. Im Zweifel werde der Betreiber Strafen erheben, das sei auch schon geschehen.
Wie realistisch ist das Szenario?
Ein flächendeckender Stromausfall sei zwar nicht zu befürchten, so die Zeitung. Es sei aber denkbar, dass mehrere Städte oder Gemeinden um die Mittagszeit, für einige Stunden keinen Strom haben könnten. Mehrere Experten gaben gegenüber dem "Handelsblatt" unterschiedliche Einschätzungen ab, festlegen wollte sich aber niemand. Dass die Gefahr eines solchen Szenarios mit jedem Jahr steigt, darüber waren sich jedoch alle Gesprächspartner einig. Deshalb müssen die bestehenden Anlagen nun dringend nachgerüstet werden.
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