Trend in sozialen Medien

Die „Gen Z“ auf Tiktok benutzt den Begriff ganz selbstverständlich: Was ist ein „Talahon“?

Erika Balzer

Volontärin

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16.7.2024, 14:23 Uhr
Unter anderem die Vape, Nike TN und Schattenboxen sollen einen "Talahon" ausmachen. (Symbolbild)

© Pond5, Zoonar/IMAGO Unter anderem die Vape, Nike TN und Schattenboxen sollen einen "Talahon" ausmachen. (Symbolbild)

Der "Gen Z" muss man den Begriff nicht erklären. Junge Menschen auf Tiktok und Instagram wissen ganz genau, was ein "Talahon" ist. Nämlich ein ganz besonderer Typ Mensch. Posts und Videos mit teilweise über hunderttausenden Aufrufen in den sozialen Medien erklären, wie sich ein "Talahon" kleidet: auf dem Kopf eine Cap, T-Shirt mit großem Logo oder großer Schrift, Silber- oder Goldkette (nicht zu groß, aber schon auffallend), Jogginghose oder enge Jeans und Sneakers (am liebsten Nike TN).

Bevorzugte Marken sind zum Beispiel Gucci, Prada, Calvin Klein oder Kenzo - ob echt oder gefälscht, ist egal. In seiner umgehängten Bauch- oder Laptoptasche befindet sich ein Parfum und in der Hand hält der "Talahon" eine Vape (E-Shisha). Der Durchschnitts-Talahon ist jung (zwölf bis 25 Jahre alt) und meist männlich.

Typische Aufenthaltsorte

Die "Talahons" halten sich außerdem an belebten Orten, wie der der Innenstadt von Großstädten oder an Bahnhöfen. Orte, an denen viel los ist. Sie sind laut und machen oft "Schattenboxen" (sie tun also nur so, als würden sie jemanden schlagen). Aber eine weitere Eigenschaft macht "Talahons" aus: sie sind migrantisch oder werden migrantisch gelesen. Und genau das macht diesen Trend-Begriff problematisch.

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Woher kommt der Begriff?

Die eindeutige Herkunft des Phänomens ist nicht ganz klar. Der Rapper Hassan soll diesen Begriff in seinem Lied "Ta3al Lahon" aus dem Jahr 2022 aber zum ersten Mal popkulturell geprägt haben. "Ta3al lahon" oder "taeal huna/taala huna" ist Arabisch und bedeutet soviel wie "komm her".

Begriff wird von Rechts instrumentalisiert

Einige Menschen in den sozialen Medien benutzen den Begriff positiv und humorvoll, als Selbst- oder Gruppenbezeichnung. Problematisch und diskriminierend wird es aber, wenn "Nicht-Talahons" ihnen stereotype Charakteristika zuordnen und zum Beispiel erklären, wo man diese Gruppe nicht auffinden würde: nämlich an Universitäten, in Bio-Supermärkten, in den Bergen, in Museen - Orte für gebildete und achtsame Menschen.

Mittlerweile hat das Phänomen um den Begriff aber die einst humorvolle Ebene verlassen und wird zunehmend diskriminierend verwendet. So wird migrantischen "Talahons" beispielsweise nachgesagt, aggressiv zu sein. Zudem finden sich in den Kommentaren auf Instagram Aufrufe, die AfD zu wählen, um sich vor "Talahons" zu schützen oder gar Aufrufe, "Talahons" abzuschieben.