Oktoberfest-Start

Söder lobt in Lederhose: Wiesn „einfach besser“ als Berlin

21.9.2024, 12:16 Uhr
Das Feiern auf der Wiesn beginnt.

© Karl-Josef Hildenbrand/dpa Das Feiern auf der Wiesn beginnt.

 

München (dpa) - Unbeschwerte Partystimmung trotz erhöhter Sicherheitsvorkehrungen: Das Münchner Oktoberfest hat begonnen. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zapfte am Samstag um Punkt 12.00 Uhr im Schottenhamel-Zelt das erste Fass Bier mit zwei Schlägen an und eröffnete damit das wohl größte Volksfest der Welt: "Ozapf is!" Auf volles Risiko gehen und es mit nur einem Schlag versuchen, das traue er sich nicht, sagte Reiter. Sonst blamiere er sich vor der ganzen Welt.

Nach ersten Schätzungen der Festleitung kamen am ersten Tag gut eine halbe Million Menschen auf die Theresienwiese.

Die erste frisch gezapfte Maß Bier reichte Reiter traditionsgemäß Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), um mit ihm auf eine friedliche Wiesn anzustoßen. Söder machte vor allem durch sein neues Outfit von sich reden. Erst kürzlich hatte er sich einen Bart wachsen lassen. Und jetzt trug er auch noch zum ersten Mal beim Wiesn-Anstich Lederhosen - eine bestickte Miesbacher Hirschlederne, wie sie traditionell im Alpenvorland üblich ist. 

"Die wollte ich schon immer haben, es hat sich aber nie eine Gelegenheit ergeben", sagte der aus Franken stammende Ministerpräsident, der eigentlich zuhauf schon Gelegenheit dazu gehabt hätte, weil er jedes Jahr beim Wiesn-Anstich dabei ist. Aber im Sommer habe er dann Kontakt zu jemandem bekommen, der Lederhosen macht. Und von dem habe er dann eine bekommen. Zur Begründung, warum er eine Lederhose trage, sagte er kurz und knapp: "Weil es gut ausschaut."

Zum ersten Mal in Lederhosen: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU).

Zum ersten Mal in Lederhosen: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). © Peter Kneffel/dpa

Für OB Reiter war das Ganze ein ungewohnter Anblick: Er sei überrascht gewesen, dass er den Ministerpräsidenten, der sonst in schwarzen Stoffhosen zum Anstich kam, einmal so zu sehen bekomme. "Es steht ihm aber."

Söder machte zudem noch eine Anspielung auf die vor wenigen Tagen gefallene Entscheidung, dass Friedrich Merz der Kanzlerkandidat der Union wird: "Berlin oder die Wiesn - die Wiesn ist einfach besser."

Wetter: sonnig und trocken 

Bei herbstlich milden Temperaturen und Sonnenschein waren die Wiesnwirte in festlich geschmückten Kutschen zum Festgelände gefahren. Die Prognosen sehen fürs erste Wiesn-Wochenende gut aus - zumindest am Sonntag bleibt es um die 20 Grad warm. Danach soll es wieder kühler werden - und auch regnen.

Schon am frühen Morgen hatten die ersten Wiesn-Fans - zumeist in Dirndl und Lederhose - an den Eingängen auf die Öffnung des Festgeländes gewartet. Als sich die Tore gegen 9.00 Uhr öffneten, stürmten Hunderte im Laufschritt Richtung Festzelte, um einen guten Platz zu ergattern. Der Andrang war enorm - sicher auch wegen des sonnigen Wetters.

Um 9 Uhr öffneten die Tore zum Gelände - und der Ansturm begann.

Um 9 Uhr öffneten die Tore zum Gelände - und der Ansturm begann. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Die Polizei in München zeigte sich zufrieden mit dem Auftakt. Bis zum Nachmittag sei es "noch relativ ruhig" geblieben, sagte eine Sprecherin. 

Den Anstich verfolgte traditionell auch eine Reihe von Prominenten, darunter etwa Florian Silbereisen, DJ Ötzi, Franz Herzog von Bayern, Carolin Reiber und die Schauspielerinnen Michaela May und Jutta Speidel, die zusammen fröhlich Selfies machten. Auch der frühere Dortmunder Torwart Roman Weidenfeller war da, Comedian Michael Mittermeier und "Tatort"-Kommissar Udo Wachtveitl. 

Michaela May (l.) und Jutta Speidel machen ein Selfie.

Michaela May (l.) und Jutta Speidel machen ein Selfie. © Stefan Puchner/dpa

An die sechs Millionen Besucher werden bis zum 6. Oktober zur Wiesn erwartet. Im vergangenen Jahr kamen zu dem auf 18 Tage verlängerten Fest 7,2 Millionen Gäste - nach der Zählung der Stadt München als Veranstalterin so viele wie noch nie seit Beginn der Statistik im Jahr 1980. 

Zweieinhalb Stunden nach dem Anstich und dem Beginn des Ausschanks landete das erste sogenannte Bieropfer auf der Wiesn-Sanitätsstation. Um 14.31 Uhr sei eine 24 Jahre alte Besucherin aus den USA mit der Trage gebracht worden, berichtete Michel Belcijan, Betriebsleiter der Aicher Ambulanz. 

Verschärfte Sicherheitsvorkehrungen 

Die Wiesn startete unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen. Als Konsequenz aus den mutmaßlich islamistisch motivierten Anschlägen von Solingen und München werden für die Festtage die Kontrollen an den Eingängen intensiviert, unter anderem kommen erstmals Hand-Metalldetektoren zum Einsatz. Rund 600 Polizisten sollen an den 16 Festtagen im Dienst sein. Dazu kommen Tausende Ordner. 1.200 bis 1.500 sind allein von der Stadt eingesetzt.

Kontrollen an den Eingängen und hohe Polizeipräsenz gehören seit langem zum ausgeklügelten Sicherheitskonzept, ebenso ein Verbot von größeren Taschen, Messern und Glasflaschen. Über dem Gelände herrschen Flugverbote auch für Drohnen. Videokameras helfen bei der Überwachung des Geländes. 

Bier teurer, Trinkwasser kostenlos

Das Bier wird einmal mehr teurer. Die Maß kostet zwischen 13,60 und 15,30 Euro. Tafelwasser liegt im Schnitt bei über zehn Euro pro Liter. Seit dem Vorjahr gibt es kostenlos Trinkwasser an Brunnen auf dem Festgelände. Im Südteil der Theresienwiese findet die traditionsgeprägte Oide Wiesn mit Blasmusik, Volkstanz und historischen Fahrgeschäften statt.

Tragischer Unfall

Den Aufbau des Fests überschattete ein tödlicher Arbeitsunfall. An der berühmten Olympia-Looping-Achterbahn wurde ein 20 Jahre alter Arbeiter bei einer Testfahrt von einem Zug erfasst, er starb im Krankenhaus. Die Bahn sollte nach der TÜV-Freigabe dennoch am Samstag eröffnen.

Zum Wiesn-Start aber dominierte zunächst trotz allem die Feierstimmung. Augenscheinlich kamen schon zum Oktoberfest-Auftakt besonders viele Gäste aus dem Ausland in die bayerische Landeshauptstadt. Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner sagte: "Die Menschen sind fröhlich, die Menschen sind entspannt." 

"O’Kunst is": Für Skandalkünstler Jonathan Meese ist die Wiesn ein Gesamtkunstwerk

"O’Kunst is": Für Skandalkünstler Jonathan Meese ist die Wiesn ein Gesamtkunstwerk © Stefan Puchner/dpa

Das sah auch Skandalkünstler Jonathan Meese so: "Es ist ein Gesamtkunstwerk", beschrieb der 54-Jährige das Oktoberfest. "Hier ist keine Ideologie, es wird nur gefeiert - mit Liebe." Und: "Die Wiesn ist die Mutter aller Feste."

 


 

 

Tradition und Brauchtum spielen eine große Rolle auf der Wiesn.

Tradition und Brauchtum spielen eine große Rolle auf der Wiesn. © Felix Hörhager/dpa

Große-Oktoberfest-Koalition: Markus Söder (l.) und Dieter Reiter

Große-Oktoberfest-Koalition: Markus Söder (l.) und Dieter Reiter © Stefan Puchner/dpa

Dieter Reiter und Markus Söder - und die erste Maß Bier.

Dieter Reiter und Markus Söder - und die erste Maß Bier. © Peter Kneffel/dpa

Das Münchner Oktoberfest startet.

Das Münchner Oktoberfest startet. © Felix Hörhager/dpa

Das Oktoberfest startet bei klassischem Wiesn-Wetter

Das Oktoberfest startet bei klassischem Wiesn-Wetter © Stefan Puchner/dpa

Erst um 12 Uhr konnten die Bedienungen Bier verteilen.

Erst um 12 Uhr konnten die Bedienungen Bier verteilen. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Franz Herzog von Bayern genießt die Wiesn-Stimmung.

Franz Herzog von Bayern genießt die Wiesn-Stimmung. © Stefan Puchner/dpa

Prost - das Bier wird in Maßkrügen ausgeschenkt.

Prost - das Bier wird in Maßkrügen ausgeschenkt. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Trachtlerinnen ziehen auf die Theresienwiese.

Trachtlerinnen ziehen auf die Theresienwiese. © Felix Hörhager/dpa

Die Bedienungen schleppen die Maßkrüge.

Die Bedienungen schleppen die Maßkrüge. © Felix Hörhager/dpa

Die Münchner Schäffler ziehen zur Theresienwiese.

Die Münchner Schäffler ziehen zur Theresienwiese. © Felix Hörhager/dpa

Das Münchner Kindl steht für die Wiesn-Tradition.

Das Münchner Kindl steht für die Wiesn-Tradition. © Felix Hörhager/dpa

Bier, Bier und nochmals Bier.

Bier, Bier und nochmals Bier. © Felix Hörhager/dpa

Run auf die Bierkrüge.

Run auf die Bierkrüge. © Felix Hörhager/dpa

Blasmusik gehört auch zur Wiesn.

Blasmusik gehört auch zur Wiesn. © Felix Hörhager/dpa