Falsches Werbeversprechen?

Die Verbraucherzentrale erklärt: Im Nutella-Eis ist gar kein Nutella

Andrea Munkert

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2.8.2024, 19:00 Uhr
Für viele Fans wurde ein Traum wahr: Nutella gibt es jetzt auch in der eisigen Variante. Die Verbraucherschutzzentrale findet: Das Eis hat seine Schwächen.

© Ferrero Spanien Für viele Fans wurde ein Traum wahr: Nutella gibt es jetzt auch in der eisigen Variante. Die Verbraucherschutzzentrale findet: Das Eis hat seine Schwächen.

Ferrero verkauft es als "zartgeschlagenes Haselnusseis mit "leckeren Nutella-Schichten" durchzogen von "Nutella-Swirls". Das klingt vielversprechend und vollmundig. Auch die Verbraucherschutzzentrale Hamburg hat das neue Eis gekostet und bringt nun Zweifel vor. Denn anstatt echter Nutella-Creme gehen die Verbraucherschützer lediglich von einer Nuss-Nougat-Creme mit abweichender Rezeptur aus. Dafür bringen sie Gründe vor: "Auf der Zutatenliste findet sich kein Palmöl. Nicht, dass wir das umstrittene Öl vermissen würden. Stattdessen setzt der Milliardenkonzern Kokosnussöl und Sonnenblumenöl ein", heißt es auf der Hamburger Webseite. Doch ist in der originalen Nutella-Creme eben Palmöl enthalten.

Ferrero betont zudem auf seiner Internetseite, wie wichtig Palmöl für "Nutella" ist. Es sorge für "besondere Cremigkeit" und "verstärkt das Aroma aller anderen Zutaten", so der Konzern. Auch führt er aus: "Nutella wird aus Palmöl hergestellt". Im neuen Nutella-Eis suchen die Tester der Verbraucherschutzzentrale die Nutella-Creme vergebens. Damit, so heißt es weiter, läge Irreführung der Verbraucher vor, die bei dem Namen und der Aufmachung des gefrorenen Produkts davon ausgehen, dass auch die originale Creme im Eis enthalten ist.

Die Verbraucherschützer sind fair und führen an, dass "andere mit Nutella gefüllte Lebensmittel von Ferrero wie Croissants oder Biscuits beinhalten Palmöl und alle weiteren Zutaten von Nutella. Die Zutatenliste stimmt exakt mit der Original Nuss-Nougat-Creme überein".

Auch hat die Verbraucherschutzzentrale Hamburg den Konzern Ferrero um Stellungnahme zu den Annahmen gebeten. Die Antwort: "Um die richtige Konsistenz und Cremigkeit von nutella im Speiseeis bei Tiefkühltemperaturen zu gewährleisten, haben wir uns für die Verwendung von Sonnenblumenöl entschieden. Unsere Eiscreme-Rezeptur liefert dabei das authentische und bekannte nutella Geschmackserlebnis, was uns durch zahlreiche Verbrauchertests bestätigt wurde. (...) Ein gewisser Lufteinschlag ist notwendig, um die gewünschte Konsistenz, Cremigkeit, das Aussehen und damit das gewohnte Geschmackserlebnis zu erreichen. Wir können bestätigen, das Eis erfüllt die Vorgaben der Leitsätze für Speiseeis und kann als Haselnusseis bezeichnet werden."

Die Lebensmittelexperten der Verbraucherschutzzentrale können zwar nachvollziehen, dass "für Lebensmittel im gefrorenen Zustand teilweise andere Zutaten notwendig sind. Dann kann man aber aus unserer Sicht nicht mit "Nutella Schichten" und "Nutella Swirls" werben".

Nutella-Eis schneidet insgesamt schlecht ab

Die Verbraucherschützer sehen auch noch andere Inhaltsstoffe im neuen Nutella-Eis negativ: Zum einen enthalte es mehr Zucker und Fett als andere Eissorten - nämlich 29 Gramm Zucker und 23 Gramm Fett auf 100 Gramm Eis. Zum anderen vermutet die Verbraucherzentrale, dass an Haselnüssen, der teuersten Zutat im Eis, gespart werde. Denn laut den offiziellen Leitsätzen für Speiseeis müssen 5 Prozent Haselnüsse pro 100 Gramm Haselnusseis enthalten sein.

Ferrero kennzeichnet jedoch auf 100 Gramm nur 6,2 Gramm Haselnüsse - obschon das Produkt aus 72,4 Prozent aus Haselnusseis und zu 27,6 Prozent aus Nuss-Nougat-Creme besteht. "Zusammen würden wir mindestens 7,2 Gramm Haselnüsse pro 100 Gramm Eis erwarten", so die Tester. Außerdem sei zu viel Luft eingeschlagen (für die Cremigkeit) und zu viel Chemie enthalten wie Emulgatoren, Stabilisatoren, das umstrittene Gelier- und Verdickungsmittel Carrageen oder der Zusatzstoff "Propylenglycolester von Speisefettsäuren" im Eis, der dafür sorgt, dass maximal viel Luft untergeschlagen werden kann.

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