Tragödie im Wandererparadies

Dolomiten: Urlauber von Schneesturm überrascht – Frau erfriert neben ihrem Mann

Sara Denndorf

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18.9.2024, 11:48 Uhr
In den Dolomiten ist ein Ehepaar von einem Schneesturm überrascht worden. Eine 57-Jährige ist dadurch ums Leben gekommen.

© Manuel Schwarz/dpa In den Dolomiten ist ein Ehepaar von einem Schneesturm überrascht worden. Eine 57-Jährige ist dadurch ums Leben gekommen.

Bleiche Berge, wunderschöne Felsenkeller und kristallklare Seen: Die Dolomiten bieten ein Paradies für Naturfreunde und Bergsteiger. In dieser Idylle erlebte ein Ehepaar eine grausame Tragödie: Zwei Kanadier waren am Freitag zu einer Bergtour in den Dolomiten aufgebrochen. Als sie gerade unterhalb des Peitlerkofels auf dem Weg von der Schlüterhütte zur Puezhütte unterwegs waren, überraschte ein Schneesturm das Ehepaar. Auf über 2.000 Metern Höhe verloren die beiden Urlauber die Orientierung. Sie kamen vom Weg ab und schnell an ihre körperlichen Grenzen: Als sie gegen 20.45 Uhr einen Notruf absetzten, waren die Kanadier bereits stark unterkühlt. Das teilte die Bergrettung Südtirol mit.

Die Rettungskräfte waren dann zwar alarmiert, ihnen waren aber die Hände gebunden: Aufgrund des Schneesturms konnte ein entsprechender Hubschrauber nicht starten. Also machten sich die Grödner Bergretter zu Fuß auf den Weg zu den hilflosen Wanderern. Außerdem brachen auch der Wirt der Puezhütte sowie ein angehender Bergführer auf, um das Ehepaar zu finden. Sie leisteten erste Hilfe und warteten gemeinsam mit den Touristen auf die Retter. Zu diesem Zeitpunkt war die Frau stark unterkühlt, konnte sich weder bewegen noch laufen. Zumindest war die 57-Jährige aber noch ansprechbar.

"Dann ging es rapide abwärts", gab Hubert Moroder, Rettungsstellenleiter der Bergrettung Gröden, zu Protokoll. Als die Bergretter nach einem zweistündigen Fußmarsch bei den Wanderern und den Ersthelfern ankamen, lag die Frau bereits im Sterben. Unterdessen scheiterten sämtliche weitere Versuche, den Hubschrauber trotz der schwierigen Witterungsbedingungen zu starten. "In dieser Zeit haben wir die Frau dann leider verloren", erklärte Moroder. Zwar waren die Bergsteiger laut dem Rettungsstellenleiter eigentlich gut ausgerüstet, "doch der Wind mit einer Stärke von rund 50 km/h und die Kälte waren zu extrem".

Auch der Mann der Verstorbenen war stark unterkühlt. Da weiterhin kein Hubschrauber abheben konnte, verbrachte der 56-Jährige die Nacht gemeinsam mit zwei Bergrettern in einem Wärmezelt, welches ebendiese mitgebracht hatten. Am nächsten Morgen barg ein Helikopter den Mann per Seilwinde und brachte ihn ins Krankenhaus Bozen. Die Leiche seiner Ehegattin wurde im Anschluss geborgen und in eine Leichenkapelle in Wolkenstein transportiert.

Der 56-Jährige und seine letztlich verstorbene Frau waren nicht die einzigen, denen der plötzliche Wetterumschwung zum Verhängnis wurde. Der frühe Wintereinbruch zum Ende der vergangenen Woche erfasste ganz Europa, verursachte unter anderem Hochwasser in Österreich und Tschechien und eben diverse Schneestürme in höheren Lagen. Am Montblanc kamen vier Bergtouristen ums Leben, am Monterosa stürzten acht Bergsteiger bei einer Lawine ab, wodurch einer starb. Dabei gilt normalerweise der gegenwärtige Spätsommer und Frühherbst als ideale Wanderzeit unter anderem in den Dolomiten, käme nicht der frühe Wintereinbruch.