Mitangeklagter starb kurz zuvor
Drama vor Sizilien: Milliardär Lynch tot aus gesunkener Jacht geborgen
22.08.2024, 10:54 Uhr
Nach drei Tagen Suche besteht nun Gewissheit: Beim Untergang einer Luxusjacht vor der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien ist auch der britische Milliardär Mike Lynch ums Leben gekommen. Der Leichnam des 59-jährigen Unternehmers wurde von Spezialtauchern aus dem gesunkenen Segelboot an die Oberfläche gebracht.
Gesucht wird nach Angaben der Rettungskräfte jetzt nur noch nach seiner 18 Jahre alten Tochter. Insgesamt kamen bei dem Unglück am Montag sieben Menschen ums Leben, darunter zwei mit Lynch befreundete Ehepaare. Der Milliardär wollte mit der Segeltour einen Freispruch vor Gericht feiern.
Der genaue Hergang des Unglücks ist bis heute nicht geklärt. Offensichtlich wurden Crew und Gäste vor dem Hafen von Porticello unweit der Inselhauptstadt Palermo von der Heftigkeit eines aufziehenden Unwetters überrascht. Die "Bayesian" befand sich nur etwa eine halbe Seemeile - etwa 900 Meter - entfernt vom Ufer.
Vermutet wird, dass die 56 Meter lange Jacht von einer Monsterwelle erfasst wurde und nicht stabil genug im Wasser lag. Angeblich sank sie innerhalb von 60 Sekunden. Spekuliert wird über eine offen gelassene Luke oder ein falsch eingestelltes Schwert am Rumpf, mit dem der Tiefgang des Schiffes reguliert werden kann.
Chamberlain nach Verkehrsunfall verstorben
Zwei Tage bevor Lynch mit dem Segelschiff "Bayesian" versank, starb auch Stephan Chamberlain. Der 52-Jährige wurde zwischen Stretham und Wicken beim Joggen von einem Auto angefahren, im Krankenhaus erlag er seinen Verletzungen und verstarb. "Unser lieber Mandant und Freund Steve Chamberlain wurde am Samstag beim Joggen tödlich von einem Auto erfasst", teilte sein US-Anwalt Gary Lincenberg auf Anfrage des "Merkur" mit.
Der schreckliche Vorfall in der Grafschaft Cambridgeshire wird nun mit Lynchs Bootsunglück vor Sizilien in Verbindung gebracht, war Chamberlain doch dessen Mitangeklagter.
Denn: Im Jahr 2011 verkaufte Lynch die Software-Firma "Autonomy", für welche Chamberlain als Vizepräsident für Finanzen tätig war, an den Tech-Riesen Hewlett-Packard. Bereits ein Jahr nach dem gigantischen Tech-Deal sahen sich Lynch und sein Mitangeklagter Chamberlain mit diversen Anschuldigungen konfrontiert, für Hewlett-Packard entpuppte sich der Deal nämlich schnell zu einem Desaster, musste das Unternehmen doch Milliarden nachschießen.
Letztendlich aber wurden Chamberlain und Lynch vor wenigen Wochen im entsprechenden Betrugsprozess freigesprochen. Laut der "Financial Times" nahm Lynch diese Entscheidung zum Anlass, mit seinen Freunden und der Familie auf der "Bayesian" zu feiern – auf jenem Schiff, was letztlich kenterte und zum zweiten Todesfall im Zusammenhang des Betrugsprozesses binnen weniger Tage führte.