"Was in aller Welt hier passiert ist"

Dramatischer Vorfall: 77 Grindwale stranden und verenden in Schottland

Sara Denndorf

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12.7.2024, 15:52 Uhr
Dutzende Grindwale liegen auf einem Strand auf den schottischen Orkney-Inseln.

© Emma Neave-Webb/dpa Dutzende Grindwale liegen auf einem Strand auf den schottischen Orkney-Inseln.

Eine Katastrophe ereignete sich auf den schottischen Orkney-Inseln: 77 Grindwale strandeten auf Sanday. Während der Großteil der Tiere bereits gestorben war, entdeckten die Helfer vor Ort noch zwölf lebende Wale. Doch auch diese Tiere überstanden den Vorfall letztlich nicht: "Sie erlitten Quetschungen durch ihr eigenes Gewicht, und es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie mit der herankommenden Flut Wasser eingeatmet haben", hieß es in einer Mitteilung der Organisation Britisch Divers Marine Life Rescue (BDMLR).

"Der Untergrund, auf dem sie lagen, ist außerdem unglaublich weich, was bedeutet, dass sie noch tiefer in den Sand eingesunken sind, als die Flut über sie hinweg schwappte, sodass sie sich leider nicht wieder selbst retten konnten." Aufgrund der Schwere ihrer Verletzungen wurden die Wale, darunter sowohl bis zu sieben Metern lange Männchen als auch Weibchen, Kälber und Jungtiere, letztlich eingeschläfert. Somit verstarben letztlich alle 77 Grindwale, die auf Sanday gestrandet waren.

Tierschützer waren erschüttert und sprachen unter anderem von einem Einsatz "unter furchtbaren Umständen". Die Ursache für das Massenstranden ist derzeit unklar, "offensichtliche Hinweise" gebe es nicht. Um herauszufinden, wie zu diesem Vorfall kommen konnte, sollen die Kadaver geborgen und obduziert werden.

Möglicherweise war ein einzelner Wal in Schwierigkeiten gekommen sein und alle anderen Tiere wollten ihm helfen, brachten sich dadurch aber nur selbst in Lebensgefahr. Diese Behauptung stellten zumindest Experten in der "BBC" auf. Der Hintergrund: Grindwale, die auch als Pilotwale bekannt sind, entwickeln eine extrem enge Bindung untereinander, sind dementsprechend insbesondere in bestimmten Jahreszeiten in großen Verbänden unterwegs und erhöhen dadurch das Risiko eines Massenstrandens. Bei der Theorie, die Tiere seien verendet, als sie einem Wal helfen wollten, handelt es sich aber vorerst nur um eine mögliche Ursache.

Nun soll die zeitnahe Untersuchung der Walkörper eruieren, "was in aller Welt hier passiert ist", sagte Emma Neave-Webb vom BDMLR gegenüber der "BBC". Sicher ist: Es ist bereits das zweite Massenstranden von Grindwalen in Schottland binnen kurzer Zeit. Erst ein Jahr zuvor strandeten 55 Pilotwale auf der schottischen Hebriden-Insel Lewis – damals überlebte ein einzelnes Tier. In Australien sorgte im April ein Massenstranden von rund 160 Grindwalen für Aufsehen, wobei glücklicherweise einige Tiere gerettet werden konnten.