Virologe war im Urlaub
Drosten als "Massenmörder" beschimpft: Gericht verurteilt zwei Camper
27.4.2024, 14:36 UhrEin Paar stand wegen verbaler Anfeindungen gegen den Virologen Christian Drosten auf einem Campingplatz an der Mecklenburgischen Seenplatte vor dem Amtsgericht Waren.
Auch ein öffentlich bekannter Mensch wie der seinerzeit vor allem als Corona-Experte bekannte Drosten habe das Recht, während seines Urlaubs in Ruhe gelassen zu werden, begründete der Richter die Entscheidung. Der Richter betonte, dass es bei dem Verfahren nicht um die Corona-Politik gehe, sondern um Anstand und Respekt. Der Prozess war streckenweise vom Streit über Corona-Schutzmaßnahmen dominiert, die die Angeklagten deutlich ablehnten.
Das Gericht sprach am Donnerstag eine sogenannte Verwarnung mit Strafvorbehalt aus. Das bedeutet, dass das Gericht zwar die Schuld des Angeklagten feststellt und eine Geldstrafe ausspricht. Diese wird aber vorbehalten, es ist also eine Art Bewährung.
Das Gericht legte für die 51-Jährige und den 49-Jährigen aus Berlin, die Dauercamper auf dem Zeltplatz waren, Geldstrafen von 1200 Euro beziehungsweise 375 Euro fest. Diese wurden auf ein Jahr zur Bewährung ausgesetzt.
Die nun Angeklagten haben ihm unter anderem vorgeworfen, "der größte Verbrecher aller Zeiten" zu sein, und ihn "Massenmörder" genannt, berichtet "Die Zeit" über den Vorfall und den Prozess. Wäre er alleine gewesen, hätte er die Situation "weggelächelt" sagt Drosten, doch er hatte seinen vierjährigen Sohn an der Hand. Am nächsten Tag begegnete er der Gruppe erneut. Eine der beiden Frauen meinte, er habe das Leben von Kindern auf dem Gewissen und schrie ihn an: "Verpiss dich!". Daraufhin rief Drosten die Polizei.
Der 49-Jährige wurde wegen öffentlich begangener Verleumdung verurteilt - unter anderem, weil er Drosten lauthals als Verbrecher beschimpft hatte. Zudem wurde er belangt, weil er nach Überzeugung des Gerichts unerlaubt Fotos von Drosten gemacht und diese online verschickt habe. Die Frau wurde wegen Beleidigung verurteilt, sie hatte eigenen Angaben zufolge etwa "Verpiss dich" zu Drosten gesagt. Gegen eine weitere, ursprünglich Angeklagte war das Verfahren bereits zuvor wegen Geringfügigkeit eingestellt worden.
Drosten hatte im Juni 2022 mit seiner Familie eine Nacht auf dem Zeltplatz verbracht. Er hatte im Verfahren geschildert, er sei mit seinem vierjährigen Sohn vom Zähneputzen auf dem Rückweg zum Zelt gewesen. Dann habe sich ihnen der 49-Jährige mit einer Bierflasche in der Hand in den Weg gestellt und ihn lautstark beschimpft. Am Folgetag kam es auch mit dessen Frau und erneut mit ihrem Mann zur Auseinandersetzung. Drosten hatte sich nach eigener Aussage bedroht und beleidigt gefühlt und schließlich die Polizei gerufen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
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