Motel muss Millionen zahlen

Dusche zu heiß: 76-Jähriger erleidet schwere Verbrennungen und stirbt nach monatelangem Martyrium

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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20.7.2024, 10:50 Uhr
Das Wasser, das aus der Dusche kam, soll rund 65 Grad Celsius heiß gewesen sein (Symbolbild).

© IMAGO/Zoonar.com/Valerio Rosati/IMAGO/Zoonar Das Wasser, das aus der Dusche kam, soll rund 65 Grad Celsius heiß gewesen sein (Symbolbild).

Im November 2021 checkte ein 76-Jähriger in einem Motel in Erlanger im US-Bundesstaat Kentucky ein. Einem "CNN"-Bericht zufolge arbeitete der Mann als Lebensmittelhändler und war beruflich in der Region unterwegs. Am nächsten Morgen wollte der 76-Jährige duschen - doch das Wasser, das aus dem Hahn kam, war derart heiß, dass es den Mann zu Boden warf. Das heiße Wasser verbrühte den Mann daraufhin weiter. Erst als zwei Reisebegleiter die Schreie des Senioren hörten, eilten sie ihm zu Hilfe und zogen ihn aus dem Wasser.

Wie aus der Anklage hervorgeht, betrug die Wassertemperatur der Dusche 150 Grad Fahrenheit - das sind umgerechnet etwa 65 Grad Celsius. Die Consumer Product Safety Commission, eine unabhängige Behörde der US-Regierung, warnt: Bereits nach zwei Sekunden können Menschen Verbrennungen dritten Grades erleiden, wenn sie derartigen Wassertemperaturen ausgesetzt sind. So auch der Lebensmittelhändler, der durch die Moteldusche Verbrühungen und Verbrennungen zweiten und dritten Grades davontrug.

Mann arbeitet zunächst weiter - Tod nach monatelangem Klinikaufenthalt

Kaum zu glauben: Nach dem Vorfall arbeitete der 76-Jährige zunächst auf einem Festival in der Nähe des Motels und nahm lediglich nicht verschreibungspflichtige Medikamente ein, um seine Verletzungen zu behandeln. Er begab sich zwar später in ein Krankenhaus, verließ dieses aber wieder, um weiterzuarbeiten. Erst zwei Tage nach dem Vorfall kehrte er ins Krankenhaus zurück, um sich einer Hauttransplantation zu unterziehen. Diese gestaltete sich als äußerst langwierig: laut Anklage verbrachte er fast fünf Monate in der Klinik.

Doch damit nicht genug: Im April 2022 wurde der Senior in eine Rehabilitationseinrichtung in seiner Heimatstadt Knoxville im Bundesstaat Tennessee verlegt. Nach zahlreichen Monaten in stationärer Behandlung und mehreren medizinischen Eingriffen verstarb der Mann schließlich im Juni 2022 .

Gericht fällt Urteil - Verteidigung kann Revision einlegen

Am 11. Juli dieses Jahres hat ein Gericht nun ein Urteil gefällt, wie "NBC" berichtet: Demnach habe es der Motelbesitzer versäumt, die Hotelzimmer ausreichend zu inspizieren und in einem für die Gäste sicheren Zustand zu halten. Der Nachlass erhält deshalb eine Zahlung in Höhe von über 2 Millionen US-Dollar, die sich aus den Kosten für die medizinische Behandlung, die Bestattungskosten, einem Schmerzensgeld und Strafschadenersatz zusammensetzt. Da der Mann nicht verheiratet war und keine Kinder hatte, klagte seine Nichte.

Noch ist das Urteil aber nicht rechtskräftig: Die Verteidigung hat eine Frist von 30 Tagen nach dem Urteilsspruch, um Berufung einzulegen. Dabei verfolgen die Anwälte eine Strategie, die zumindest als kühn bezeichnet werden kann: sie behaupten, dass der Verstorbene gar nicht in besagtem Motel gewohnt habe.

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