"Es darf nie wieder geschehen"

Eindringliches Plädoyer: Holocaust-Überlebende eröffnet „Tagesschau“

Magdalena Zipf

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28.01.2025, 17:54 Uhr
"Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der "Tagesschau"," sagte Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in der Sendung von Montagabend.

© IMAGO/Rüdiger Wölk/epd/Christian Ditsch "Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der "Tagesschau"," sagte Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in der Sendung von Montagabend.

Gestern Abend startete die Tagesschau nicht wie gewohnt mit Susanne Daubner oder Constantin Schreiber. Nach dem bekannten Gong erklang eine unbekannte weibliche Stimme aus dem Off:

"Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der ‚Tagesschau‘", sagte sie. Die Stimme gehört einer der weltweit wenigen noch lebenden Holocaust-Überlebenden – Margot Friedländer. Passend zum 80. Gedenktag der Befreiung von Auschwitz richtete die 103-Jährige bewegende Worte an das ARD-Publikum.

"Es darf nie wieder geschehen"

"Was war, können wir nicht mehr ändern, aber es darf nie wieder geschehen", sagte Friedländer zu Beginn der Tagesthemen eindringlich. "Die Demokratie und die Menschlichkeit. Es gibt kein christliches, kein muslimisches, kein jüdisches Blut, es gibt nur menschliches Blut. Wir sind alle gleich. Wir kommen auf die gleiche Art und Weise zur Welt, also respektiere die Menschen."

Gerade mit Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl am 23. Februar setzte die Tagesschau mit der Programmänderung am 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz ein historisches und bedeutsames Zeichen: das Gedenken an die Opfer des Holocaust. Das war deswegen besonders eindrucksvoll, weil nur noch wenige Überlebende aus eigener Erfahrung über die Verfolgung und Vernichtung im Nationalsozialismus berichten können.

"Gegen das Vergessen"

Nach dem Einspieler erschien Tagesschau-Moderator Constantin Schreiber wie gewohnt im Studio. "Sie ist 103 Jahre alt und eine der wenigen Holocaust-Überlebenden, die noch öffentlich über ihr Schicksal sprechen – gegen das Vergessen", sagte er über Margot Friedländer. Anschließend folgte ein ausführlicher Bericht zum Holocaust-Gedenktag.

In den sozialen Medien zeigten sich viele Zuschauerinnen und Zuschauer tief berührt von Friedländers Worten und werteten den Beitrag der Tagesschau als eindrucksvolles Zeichen der Erinnerungskultur.

Margot Friedländer "für die Demokratie"

Margot Friedländer wurde 1921 in Berlin geboren. 1944 deportierten die Nationalsozialisten sie nach Theresienstadt. Sie überlebte den Holocaust als Einzige ihrer Familie. Nach dem Krieg zog sie in die USA und kehrte Jahrzehnte später nach Deutschland zurück. Seitdem besucht sie regelmäßig Schulen, um ihre Geschichte zu teilen.

Friedländer sprach am Montag auch in einem Interview mit Tagesschau24 gezielt die junge Generation an. "So hat es leider auch angefangen", sagte sie mit Blick auf den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland.

"Es ist für euch, für die Zukunft, für die Demokratie", hob Friedländer die Verantwortung der jüngeren Generation hervor – besonders im Hinblick auf die kommenden Wahlen. "Junge Menschen haben gelernt, sie müssen auch die Eltern erziehen – und besonders die Regierungen."

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