Buhrufe vom Publikum

Eklat bei Grand-Slam-Turnier: Tennis-Star demütigt Ballmädchen - Boris Becker ist entsetzt

Georgios Tsakiridis

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3.9.2024, 08:31 Uhr
Flushing Meadows, US Open, Einzel, Damen: Yulia Putintseva aus Kasachstan in Aktion.

© Javier Rojas/dpa Flushing Meadows, US Open, Einzel, Damen: Yulia Putintseva aus Kasachstan in Aktion.

Tennis gilt als der "weiße Sport" - früher den Reichen und Adeligen vorbehalten - der sich durch Eleganz, Stil und Disziplin definiert: graziles Ballgeflüster nach strikter Etikette. Ausraster oder Gefühlsausbrüche von Profis sind verpönt und nicht gern gesehen, Emotionalität in Maßen erlaubt - wenn sie sich gegen niemanden richtet. Neben den Stuhlschiedsrichtern und natürlich Spielerinnen und Spielern nehmen im Kampf mit der Filzkugel vor allem Balljungen und -mädchen eine zentrale Rolle ein. Sie sorgen dafür, dass die aufschlagende Partei vor den Ballwechseln immer mit genug Bällen versorgt ist. Gelegentlich werden die Helfer am Spielfeldrand von Querschlägern getroffen, die Spieler entschuldigen sich meist sofort und es geht weiter. Einen Querschläger der anderen Art lieferte bei den US-Open jetzt eine Spielerin, die als Heißsporn mit zweifelhaften Manieren in der Szene bekannt ist.

Yulia Putintseva liegt in ihrem Drittrunden-Match gegen die Italienerin Jasmine Paolini zurück, ist mit sich und dem Spielverlauf sichtlich unzufrieden. In ihrem Groll sorgt sie für einen Eklat beim dritten Grand-Slam-Turnier des Jahres, der ihr nicht nur die Verachtung des New Yorker Publikums im Louis-Armstrong-Stadion einbringt. Doch was ist passiert?

Vor dem Aufschlag der Kasachin will ein Ballmädchen ihr die benötigten Bälle entgegenwerfen, dafür wartet die Helferin - wie es üblich ist - auf ein Signal der Tennisspielerin. Nach einem Nicken Puntintsevas wirft das ballgirl ihr den ersten Ball hin - doch die Spielerin reagiert nicht und lässt das Spielgerät einfach an sich abtropfen. Dasselbe Prozedere beim zweiten Ball, diesmal lässt die Kasachin den Ball von ihrem Fuß abprallen. Das Ballmädchen ist daraufhin sichtlich verunsichert, wirft aber ein drittes Mal, weil sie es muss. Erst diesen dritten Ball fängt die 29-Jährige dann mit der Hand und geht zum Aufschlag - unter den Buhrufen der Zuschauer im Stadion. Eine Demütigung für das Ballmädchen.

Die Reaktionen auf die bizarre Szene lassen auch in den sozialen Medien nicht lange auf sich warten: "Was denkt Putintseva, wer sie ist…", schrieb Tennis-Legende Boris Becker bei X. "Fürchterliches Verhalten gegenüber dem Ballmädchen!!!" "Einfach nur respektlos gegenüber einem Mädchen, das einfach nur seine Arbeit macht", ein anderer User. "Null Klasse" oder "Ist das armselig" waren nur zwei von unzähligen weiteren Kommentaren.

Putintseva verliert am Ende gegen die stark aufgelegte Italienerin deutlich mit 3:6 und 4:6. Im Nachgang bittet sie um Verzeihung für ihr Verhalten und versucht, sich zu erklären. "Ich möchte mich bei dem Ballmädchen dafür entschuldigen, wie ich mich verhalten habe, als sie mir Bälle gab. Ehrlich gesagt ging es nicht um sie", schrieb Putintseva bei Instagram. "Ich war wirklich sauer auf mich." Sie sei deshalb in Gedanken gewesen und sei nicht darauf fokussiert gewesen, wer ihr den Ball gab. Die streitbare Kasachin ist auf der Tour bekannt für ihre Unbeherrschtheit. 2016 hatte sie sich beim WTA-Turnier in Washington, D.C. so rüpelhaft benommen, dass ihr die Stuhlschiedsrichterin nach dem Match den obligatorischen Handschlag verweigerte. In New Haven 2017 kanzelte sie ihren Trainer in einem rasenden Wutanfall mitten im Match vor aller Augen als "Idiot" ab. Auf dem Heimflug dürfte sie reichlich Zeit haben, ihre jüngste Eskapade zu überdenken.