Fahrgäste müssen umsteigen

Endstation Grenze: Warum die Schweiz immer öfter deutsche ICE abweist

Jannik Westerweller

Nordbayern.de

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29.7.2024, 17:45 Uhr
Trotz aller Bemühungen ist die Bahn nach wie vor zu unpünktlich.

© Julian Stratenschulte/dpa Trotz aller Bemühungen ist die Bahn nach wie vor zu unpünktlich.

Über zehn Prozent der deutschen Züge werden an der Grenze zur Schweiz wieder zurückgeschickt und die Fahrgäste müssen in das Schweizer Bahnnetz umsteigen, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete. Der Grund für die Abweisung an der Grenze: Die Deutsche Bahn (DB) ist zu unpünktlich. Dass die Bahn ein Problem mit der Pünktlichkeit hat, ist nicht Neues. Doch immer öfter zieht die Schweiz die Reißleine - aus Angst, der Fahrplan der Schweizerischen Bundesbahn (SBB) könnte durcheinander geraten.

Denn die SBB ist für ihre Pünktlichkeit bekannt: 92,5 Prozent aller schweizerischen Züge kommen pünktlich ans Ziel. In der Schweiz gilt ein Zug als verspätet, wenn er mehr als drei Minuten vom Fahrplan abweicht. In Deutschland wird Pünktlichkeit da etwas großzügiger ausgelegt, hier gilt ein Zug erst ab sechs Minuten als verspätet. Und trotzdem schafft die Bahn nur eine Pünktlichkeitsquote von rund 63 Prozent.

Unpünktliche Züge bedrohen den Taktfahrplan der SBB

Eben das solle sich nicht auf den ausgeklügelten Taktfahrplan in der Schweiz übertragen: Dem Plan zufolge begegnen sich Züge stets zur gleichen Zeit am gleichen Ort - verspätete Züge aus dem Ausland, wie die deutschen ICE, bedrohen die Funktionalität des Taktfahrplans. In einer zur Dauerlösung gewordenen Maßnahme drücken die Schweizer Nachbarn sogar noch ein Auge zu und räumen der DB sogar bis zu 15 Minuten Puffer je nach Linie ein. Übersteigt die Verspätung diesen Puffer, muss der Zug umkehren.

Aber warum ist die Bahn so unpünktlich? Die Gründe dafür sind vielfältig. Auf der Bodensee-Strecke zwischen München und Zürich kam die Verspätung in drei Viertel der Fälle durch Baumaßnahmen, Oberleitungsstörungen oder die vielen eingleisigen Streckenabschnitte zustande. Anders sieht es jedoch bei der Rheintalbahn zwischen Mannheim und Basel aus. Hier war die Infrastruktur nur für ein Drittel der gestoppten Züge verantwortlich. Dafür ist rund die Hälfte der Fälle auf die Bahnstreiks der vergangenen Monate zurückzuführen.

Bleibt also die Frage: Quo vadis, Bahn? Erst kürzlich kündigte Bahnchef Richard Lutz an, die Bahn solle bis Ende 2024 pünktlicher werden. Zwischen 63 und 67 Prozent der Fernzüge sollen bis dahin pünktlich ankommen. Für viele Fahrgäste dürfte das ein deutlicher Fortschritt sein. Vom Schweizer Vorbild ist es aber noch weit entfernt.

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