"Ich war kurz davor zu sterben"

Er ernährte sich von Pilzen und Beeren: Jogger verirrt sich und überlebt 30 Tage im Wald

30.10.2024, 12:19 Uhr
Robert Schock verirrte sich 30 Tage im North Cascades-Nationalpark in den USA. (Symbolbild)

© IMAGO/Cavan Images Robert Schock verirrte sich 30 Tage im North Cascades-Nationalpark in den USA. (Symbolbild)

Vor knapp drei Monaten beschloss Ultra-Läufer Robert Schock joggen zu gehen. Er hatte seinen Tag genau geplant: Mit seinem Hund Freddy etwa 30 Kilometer laufen gehen und dann entspannt zurück nach Hause fahren. Ganz einfach. Aus diesem Grund packte er auch nur das Nötigste ein, erzählt der 39-Jährige jetzt dem "People"-Magazin. "Ich bin kein Wanderer. Ich ziehe keine großen Rucksäcke an und gehe nicht auf mehrtägige Ausflüge. Ich weiß nicht, wie man fischt. Ich möchte eine Tour so schnell wie möglich beenden und nach Hause kommen. Ich hatte also kein Hemd. Ich hatte ein Paar Shorts, ich hatte Freddy und einen Hundenapf. Das waren die einzigen Gegenstände in meinem kleinen Rucksack", so Robert Schock.

Dass der 30-Kilometer-Lauf zu einem 30-tägigen ungewissen Abenteuer im Wald führen würde, hätte Robert Schock nicht erwartet. "Ich hätte nie gedacht, dass das die Erfahrung ist, auf die ich zusteuerte, als ich joggen ging", sagt er jetzt. "Ich hätte nie gedacht, dass diese Art von Überleben jemals möglich sein könnte". Schock war schon früher mehrmals im North Cascades-Nationalpark unterwegs gewesen. Lediglich in den vergangenen Jahren sei er nicht mehr dort gewesen.

Am 31. Juli verließ er also den Parkplatz, um seine geplante Runde zu joggen. Mit einer alten Karte des Parks machte sich Schock auf den Weg zu seinem ersten Ziel. "Als ich dort ankam, war der Weg nicht mehr da", sagt Schock dem "People"-Magazin. "Ich war neugierig und wollte wissen, was mit dem Weg passiert ist, und meine Neugierde hat mich irgendwie dazu gebracht, weiter zu laufen". Auf dem nicht mehr vorhandenen Weg verirrte sich Robert Schock jedoch sehr schnell.

Die erste Nacht ging vorbei, am zweiten Tag ging der Akku seines Handys leer, am dritten Tag war Schock klar, dass es ernst wurde. Er versuchte seinen Hund Freddy dazu zu bringen, den Weg nach Hause zu finden, jedoch vergeblich. "Es ging mir nicht gut", sagt er.

"Ich möchte, dass es endet"

Tag für Tag ging vorüber. Schock hatte keine Ahnung mehr, welche Uhrzeit gerade war, noch welcher Tag. Dem "People"-Magazin erzählt er, dass er nur noch einen Gedanken hatte: "Bitte lass das vorbei sein, ich möchte, dass es endet". Schock hielt sich die meiste Zeit in alten verlassenen Schlafplätzen von Bären auf. Essen gab es kaum. Eine seiner wenigen Nahrungsquellen war ein großer Pilz. "Ich habe das Ding den ganzen Tag gegessen, und es schmeckte einfach wie ein normaler Pilz, den man auf einer Pizza oder so haben würde", sagt er. "Es war das Einzige, was ich die ganze Zeit essen konnte, außer Beeren, die waren ziemlich eklig", so Schock weiter.

Seine Mutter meldet ihn als vermisst

An einem Tag entdeckte Schock einen Hubschrauber. Er versuchte mit allen Mitteln, die Aufmerksamkeit der Besatzung auf sich zu ziehen, jedoch gelang es ihm nicht. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde Schock noch nicht einmal vermisst. Erst als sein Hund Freddy, knapp eine Woche nachdem Schocks Tour gestartet war, weglief und auf einem Weg im Nationalpark gefunden wurde, wurde man stutzig. Schocks Mutter bekam den Anruf, dass der Hund ihres Sohnes im Nationalpark gefunden wurde. Daraufhin meldete sie ihren Sohn sofort als vermisst.

"Ich war kurz davor, zu sterben"

Im Wald kämpfte Robert Schock weiterhin um sein Überleben, jedoch schwand seine Kraft. "Ich habe nicht mehr viel um Hilfe geschrien", sagt er. "Es ging mir nicht gut". Ende August, knapp einen Monat später, hatte Schock das Gefühl nicht mehr weiter machen zu können. "Ich war kurz davor, zu sterben", sagt er. Schock erzählt weiter: "Ich saß nackt da und wusste, dass ich es nicht durch die Nacht schaffen würde, also dachte ich: Ich werde ein letztes Mal schreien. Ich rief dann noch ein Mal 'Hilfe!'". Und damit rettete er sich sein Leben.

Mitarbeiter des Nationalparks hörten seinen Hilferuf. Sie waren auf dem Rückweg, nachdem sie einen Weg repariert hatten. "Einer der Jungs zog sein Hemd aus und gab es mir", erzählt Schock. Der 39-Jährige wurde im Anschluss mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus geflogen - 30 Tage nachdem er zu seinem Joggingausflug aufgebrochen war.

Dem "People"-Magazin erzählt Robert Schock zum Schluss, dass für ihn eins fest steht, der North Cascades-Nationalpark wird ihn so schnell nicht wieder sehen. "Ich möchte für eine ganze Weile nicht in diese bestimmte Region gehen, bis ich es vergesse".

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