Polarwirbel spaltet sich
Erste Prognosen für Kältewelle im März: Ist ein Wintereinbruch noch möglich?
22.2.2023, 08:49 UhrDerzeit ist es in Deutschland ungewöhnlich warm und sonnig. Viele Menschen freuen sich schon auf den Frühling, erste Schneeglöckchen sprießen bereits aus dem Boden und am Morgen zwitschern die Vögel. Doch geht es nach mehreren Wetterexperten, ist der Frühling noch ein Stück entfernt. Zum einen sind bereits für das Wochenende niedrigere Temperaturen angekündigt. Zum anderen kann ein Split des Polarwirbels im März noch mal für einen Wintereinbruch sorgen. "Das nennt sich Berliner Phänomen", erklärt Meteorologe Jan Schenk im Interview mit Focus Online.
Zunächst soll sich Hochdruck aus Sibirien über dem Nordpol ausbreiten und den Polarwirbel zur Seite drücken. Dabei wird der Wirbel so weit gedehnt, dass er in zwei Teile zerfällt. Ein kleinerer Teil macht sich über Nordamerika breit, ein größerer über Russland. Über dem Nordpol dehnt sich zeitgleich Warmluft aus und sinkt ab. Diese Kombination aus warmer und kalter Luft könnte in Deutschland im März für eine späte, aber heftige Kälte sorgen.
"Damit haben wir alle Zutaten, die es braucht, für einen späten arktischen Wintereinbruch in Deutschland", resümiert Schenk. "Das kann man nicht zu hundert Prozent sagen, aber die Gefahr ist recht hoch, dass das passiert und nochmal Kaltluft nach Deutschland einfließt", so der Experte. "Der Winter ist in unseren Breiten noch nicht vorbei."
Schon jetzt ist es klar, dass die derzeitigen zweistelligen Temperaturen nicht mehr lange halten werden. Bereits am Wochenende kommt es nachts wieder zu Minusgraden, tagsüber sollen die Temperaturen in Mittelfranken nur knapp im Plusbereich liegen. In Oberbayern könnte auch etwas Schnee fallen. Der Grund dafür ist ein Schub Polarluft, der ab Freitag zu uns strömt.
Im März könnte es dann sogar noch kälter werden. Laut der Prognosen von Meteorologe Dominik Jung sind am Sonntag, dem 5. März, Temperaturen von bis zu minus 14 Grad in 1500 Metern Höhe möglich. Diese kühlen Luftmassen können auch am Boden für Frost und Kälte sorgen.
Nach dem Hauptlauf des amerikanischen Wettermodels soll der Wintereinbruch direkt Anfang März kommen. Der Marker zeigt einen deutlichen Ausreißer nach unten an. Allerdings verweist Jung auch auf das Ensemble-Mittel, das aussagekräftiger sein soll, da es aus insgesamt 28 Wetter-Ensembles besteht. Dieses liegt im Klimamittel mit deutlich wärmeren Temperaturen zwischen 0 und 5 Grad. Bis zum 8. März soll es auch wenig Niederschläge geben. Dominik Jung beruhigt angesichts der arktischen Schock-Prognose etwas: "Ob Mitte März wirklich die große Kälte kommt, ist noch sehr unwahrscheinlich."