Letzte Reise von U17: Millimeterarbeit in Bad Rappenau - U-Boot am Zwischenziel angekommen

Bad Rappenau - Es hat ausgedient, nun geht U17 nach einer langen Lebenszeit und hunderttausenden Einsatzkilometern auf seine spektakuläre letzte Fahrt - allerdings als Passagier und mit neuen Herausforderungen in ungewohntem Terrain.

201.152 Seemeilen oder gut 372.533 Kilometer hat U17 in seinen 37 Dienstjahren auf hoher See absolviert. Die letzte Reise des imposanten U-Boots dagegen findet nicht in seiner gewohnten Umgebung statt - und sie ist im Vergleich auch geradezu lächerlich kurz. Einer der spektakulärsten Transporte der jüngeren Vergangenheit schlängelt sich aktuell unweit der Grenze zu Franken über winkelige Straßen und durch enge Ortschaften. Das riesige U-Boot ist auf dem Weg nach Sinsheim im Nordwesten Baden-Württembergs. Im Technik-Museum soll es seine letzte Ruhe finden und künftig der Öffentlichkeit neue Einblicke ermöglichen. Der knapp 50 Meter lange und neun Meter hohe Koloss ist ein Anblick, der hunderte Schaulustige anzieht.

Nur 40 Kilometer auf der A6 wären es aus dem Museum Speyer nach Sinsheim gewesen, doch die Route fiel aus, weil sich auf ihr Hindernisse befinden, die weder umfahren noch einfach abgebaut werden können - wie Autobahnbrücken. Und so musste U17 erst über den Rhein und dann den Neckar per Schwimmponton nach Haßmersheim treiben, von dort ging es dann an Land weiter. Richtung Siegelsbach wurde schließlich die "weltweit erste Drehung eines U-Bootes auf einem Tieflader" vollzogen, so die Technik-Museen. Der Schwertransport schleppt sich derzeit im Schritttempo die letzten 50 Kilometer zum Zielort. Insgesamt dauert der Transport von Speyer (Rheinland-Pfalz) bis nach Sinsheim (Baden-Württemberg) rund vier Wochen.

Ebenso bewegt wie die letzte Reise ist auch die Geschichte von U17. 1973 in Dienst gestellt, war das Boot der Klasse 206 hauptsächlich in der Nord- und Ostsee, später dann auch im Mittelmeer im Einsatz. Es trat aber auch die Reise unter den Atlantik an und war laut den Museen, gemeinsam mit U26, das erste deutsche U-Boot in amerikanischen Gewässern nach dem Zweiten Weltkrieg. In seiner Dienstzeit nahm es auch an verschiedenen internationalen Marinemanövern teil, zum Beispiel um die Azoren. 2010 folgte die Außerdienststellung, U17 war fast 40 Jahre lang - so lange wie kein anderes U-Boot zuvor - der Deutschen Marine unterstellt. "Nach so langer Zeit hätte es den Generationen an Besatzungsmitgliedern in der Seele wehgetan, wenn man diese nicht erhalten und der Nachwelt zugänglich gemacht hätte", teilen die Technik-Museen mit.

Künftig als Museumsexponat begehbar

Sobald U17 an seinem Platz steht, wird es als Museumsexponat ausgebaut, wo es dann voraussichtlich ab Sommer 2025 sogar begehbar sein soll. Damit es so weit kommen kann, wurden schon im Winter entlang der geplanten Route Bäume geschnitten oder Straßenlaternen aus dem Asphalt geschlagen, wie der "SWR" berichtet. Das Projekt kostet rund zwei Millionen Euro und wird überwiegend durch Spenden finanziert. Auf der Route muss das U-Boot teils enge Kurven passieren. Ein Knackpunkt: Bad Rappenau. Dort muss der Tross eine Kreuzung meistern, die als vorerst kniffligste Herausforderung des Unterfangens gilt. Mit Zentimeterarbeit hat das Transportteam die Hürde gemeistert - zwischen Hausfassaden und hunderten Schaulustigen zu manövrieren. Am Dienstag parkte der Schwertransport vor einem Bahnübergang, den es am späten Mittwochabend zu bewältigen gilt. Gegen 23.30 Uhr soll U17 dann die Gleise passieren.

In Bad Rappenau ist ein Aufenthalt bis zur Nacht zum Donnerstag geplant. Dann steht die nächste große Herausforderung an. In einem engen Zeitfenster müssen Bahnschienen überquert werden, ehe es dann über die A6 weiter Richtung Ziel geht. Am 28. Juli soll das U-Boot schließlich in Sinsheim ankommen und auf dem Gelände des Technik-Museums um circa 14 Uhr zum "großen Finale" seinen Anker werfen. Wer sich den Transport genauer ansehen möchte, findet die Strecken-Details, den genauen Standort über das Geo-Tracking sowie einen Livestream des spektakulären Transports im Netz.