"Das war verrückt"

FAU-Professor rettet Leben und landet als Ehrengast auf Hochzeit in den USA

Johanna Michel

Online-Redaktion

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12.12.2023, 09:33 Uhr
Jan (links) begleitete seinen Stammzellenempfänger Ben zum Altar.

© DKMS Pressefoto Jan (links) begleitete seinen Stammzellenempfänger Ben zum Altar.

Es ist eine Geschichte, die eigentlich schon filmreif ist: Ein Mann erhielt die Einladung zu einer Hochzeit, bei der er auch noch der Trauzeuge sein sollte. Das Besondere daran: Er kannte weder den Bräutigam noch die Braut. Beide hatten ihn unabhängig voneinander eingeladen.

Bei dem so gefragten Hochzeitsgast handelt es sich um Jan Rolfes, einen 35 Jahre alten Mann, der derzeit an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg als Professor arbeitet und seit etwa eineinhalb Jahren mit seiner Freundin Kathi in Schweden lebt. Er hatte bereits im Jahr 2012 Stammzellen gespendet - die Ben Clark aus Iowa in den USA empfangen hatte.

Erst als Überraschungsgast geplant

Zuerst kam dann die Braut, Jayme, auf ihn zu und fragte ihn, ob er als Überraschungsgast auf der Hochzeit erscheinen wolle. Jan sagte dieser Einladung zu. Doch zwei Wochen später meldete sich auch Ben bei ihm und lud ihn ein, woraufhin sich Jan in einer Zwickmühle sah. Er entschied sich dazu, beiden die Wahrheit zu sagen und erzählte ihnen von der Einladung des jeweils anderen. Egal auf welchem Wege: Für Ben stand nach seiner Stammzellenspende fest, dass sein genetischer Partner als Ehrengast auf seiner Hochzeit erscheinen soll.

Als Jan schließlich mit seiner Freundin nach Iowa reiste, sahen er und Ben sich das erste Mal. Bis dahin hatten sie lediglich einmal über Video miteinander gesprochen. Wie Jan gegenüber der DKMS erklärte, verhielten sich die beiden dann erstmal wie zwei Welpen, "die aneinander schnupperten und nicht wussten, wie sie mit der Situation umgehen sollten. Wir haben uns zuerst die Hand gegeben – und uns dann erst umarmt." Daraufhin nahm auch Jayme Jan in den Arm, als dann Bens Mutter folgte, "wurde es richtig emotional", erzählte Jan.

Auch diese Kette wird Jan für immer an Ben erinnern.

Auch diese Kette wird Jan für immer an Ben erinnern. © DKMS Pressefoto

In einem Haus, das Ben und Jayme extra für die Hochzeitsgäste gemietet hatten, war dann Zeit, sich besser kennenzulernen. Am großen Tag führte Jan seinen Stammzellenempfänger Ben an den Alter - was sich für ihn irgendwie seltsam, aber doch schön anfühlte. "Plötzlich befand ich mich unter 300 mir unbekannten Menschen in Iowa. Und jeder Einzelne hat sich bei mir bedankt. Das war verrückt." Vor der Trauung erwähnte auch der Pfarrer die Spende und sagte, dass nicht Jayme Bens erstes "perfect match" gewesen sei, sondern Jan.

Registrierung während Hochzeitsfeier

Und auch der Hochzeitstag von Jayme und Ben könnte irgendwann eine große Wirkung auf einen Blutkrebspatienten haben. Denn auf dem großen Fest in Iowa wurde eine Registrierungsmöglichkeit als Stammzellspender geboten, was einige Gäste auch nutzten und sich in die Datenbank der DKMS US aufnehmen ließen. Vielleicht schenkt einer von ihnen irgendwann einem anderen Blutkrebspatienten ein neues Leben, so wie Jan.

Den wird nach seiner Rückkehr nach Schweden eine Kette an Ben erinnern. Auf der einen Seite befindet sich ein Zitat, auf der anderen Seite eine eingravierte, persönliche Widmung, wie die DKMS schreibt. "Danke, dass Du mir mein Leben geschenkt hast. Ich bin Dir ewig dankbar", steht dort auf Englisch und darunter auf Deutsch: "Danke".

Jan jedenfalls macht aus seiner Spende keinen großen Hehl. Der damals 24-Jahre alte Wahlkölner ist für die Spende zur Entnahmeklinik gefahren, wo ihn acht Spritzen und "ein wenig Knochenschmerzen" erwarteten. "Während der Spende habe ich einen schönen Film geschaut – dann war die Sache für mich durch. Ben auf der anderen Seite hat jahrelang gegen diese Krankheit gekämpft. Ich habe da allenfalls ein bisschen was dazugegeben. Kleine Sache, große Wirkung", erklärt der jetzt 35-Jährige bescheiden.

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