Was ist das - und wie kann man sich das vorstellen?
Freizügiger Trend: Darum zieht es immer mehr junge Menschen auf sexpositive Partys
17.4.2024, 16:14 UhrEin neuer Begriff ist "sexpositiv" nicht. Verwendet wurde er erstmals von feministischen Bewegungen in den 80ern - als Gegengewicht zur Sichtweise zahlreicher Feministinnen, die die Pornografie für die Unterdrückung von Frauen verantwortlich machten. Seit einer Weile erlebt die Formulierung jedoch ein Comeback - als Bezeichnung für eine bestimmte Form von Events.
Partys, auf denen es etwas freizügiger zugeht, gibt es schon lange. Besonders das Berghain und der KitKat Club, beide in Berlin gelegen, sind in dieser Hinsicht geradezu legendär. Dem breiten Publikum zugänglich sind ähnliche Veranstaltungen allerdings erst seit einigen Jahren. Anzurechnen ist das nicht zuletzt dem DJ und Veranstalter Jan Ehret.
Seit 2018 tourt der Wahl-Berliner und ehemalige KitKat-DJ mit seiner sexpositiven Partyreihe "Kinky Galore" durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Bei den Veranstaltungen geht es darum, dass "alle Gäste ihre ganz individuelle Bedeutung von Hedonismus ausleben können, ohne die Grenzen der anderen zu überschreiten", so die Selbstbeschreibung auf der Homepage der Partyreihe. Das Motto: "In andere Rollen schlüpfen, sich Phantasien hingeben, Fetische ausleben, sich zeigen, wie es im Alltag nicht möglich ist."
Entsprechend herrscht auch ein anderer Dresscode als in einer normalen Disco: Extravagante Outfits wie Latex, Lack, transparente Catsuits oder Leder-Harnische sind obligatorisch - ebenso wie ein striktes Fotografier-Verbot, um die Privatsphäre der Feiernden zu wahren. Straßenkleidung wie Jeans, Sneaker oder T-Shirts ist dagegen ein No-Go. Wer sich nicht daran hält, blitzt direkt an der Tür ab.
Doch was läuft dann bei einer solchen Party ab? Das erklärt Nele. Die 23-jährige Nürnbergerin, die in Wirklichkeit anders heißt, ist bereits seit fünf Jahren in der Szene unterwegs und war auch schon auf mehreren sexpositiven Veranstaltungen. "Meist sind das Electro- oder House-Partys mit einem oder auch mehreren DJs und einer großen Tanzfläche. Das Tanzen steht im Vordergrund, aber es kann eben auch mehr passieren", sagt Nele.
Swingerpartys seien solche Events aber nicht, betont die 23-Jährige. "Das Publikum ist ganz anders. Swinger sind meist etwas älter, bei sexpositiven Partys sind die Menschen aber eher so zwischen 20 und 40. Beim Swingen liegt der Fokus außerdem auf dem Sex, hier liegt er beim Tanzen und Feiern. Aber wenn man Lust bekommt, muss man sich nicht zu zweit in der Toilette verstecken, sondern kann sich einfach auf der Tanzfläche vergnügen."
Freizügige Outfits, sexuell aufgeheizte Stimmung, viele Menschen, Alkohol - sind da Übergriffe nicht vorprogrammiert? Damit das nicht passiert, gibt es beispielsweise auf der Kinky Galore ein eigenes "Awareness-Team", das aufpasst und bei Fällen von Belästigung einschreitet. Was das genau bedeutet, ist auf der Homepage zu lesen: "Wer andere ohne Konsens anfasst, fliegt ohne Vorwarnung raus".
Auch Nele hat bislang nur positive Erfahrungen gemacht: "Die Menschen auf solchen Partys gehen ganz anders miteinander um als in einer normalen Disco. Viel respektvoller", bestätigt die junge Nürnbergerin und ergänzt: "Ich weiß nicht, wie oft ich in einer normalen Disco schon richtig übel angemacht oder auch angegrapscht wurde. Auf einer sexpositiven Party ist mir das noch nie passiert."