Fragile Männlichkeit?

Gefährlicher Trend: Warum Männer sich auf Tiktok die Wimpern rasieren

Magdalena Zipf

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29.03.2025, 05:00 Uhr
Neuer Beauty-Trend für Männer: Keine Wimpern. (Symbolbild)

© via imago-images.de/IMAGO/ingimage Neuer Beauty-Trend für Männer: Keine Wimpern. (Symbolbild)

Auf TikTok sorgen absurde Trends immer wieder für Aufsehen. Der neueste Hype: Männer lassen sich die Wimpern abrasieren (oder rasieren sie selbst ab), um männlicher zu wirken. Manche bringen lange Wimpern mit Weiblichkeit in Verbindung, andere lassen sich von Kommentaren aus ihrem Umfeld beeinflussen. Aussagen wie „Du hast schönere Wimpern als eine Frau“ können dazu beitragen, dass Männer das Bedürfnis verspüren, sich von weiblich konnotierten Merkmalen zu distanzieren. Gleichzeitig zeigt der Trend, wie tief verankert klassische Schönheitsideale in der Gesellschaft sind – nicht nur für Frauen, sondern zunehmend auch für Männer.

Lange Wimpern als weibliches Schönheitsideal

Dass Wimpern als weibliches Schönheitsmerkmal wahrgenommen werden, hat tiefere gesellschaftliche Wurzeln. „Die Betonung der Augen als besonders feminines Merkmal hat dazu geführt, dass Wimpern gezielt verlängert und dunkler gemacht werden, um ihre Wirkung zu verstärken“, erklärt Dr. Christina Geiselhart, Expertin für Männergesundheit gegenüber der Huffington Post.

Gerade in sozialen Interaktionen und beim Dating spiele dies eine Rolle: „Frauen setzen besonders häufig auf Augen-Make-up, um die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu ziehen“, so Geiselhart weiter. Die Sprache in der Kosmetikbranche verstärke diesen Effekt zusätzlich – Begriffe wie „schön“ und „atemberaubend“ würden fast ausschließlich mit Weiblichkeit assoziiert. „Lange Wimpern werden selten – wenn überhaupt – als ‚gutaussehend‘ beschrieben, ein Begriff, der eher in maskulinen Kontexten verwendet wird.“

Gefährliches Spiel mit dem Rasierer

Doch bevor Männer zum Rasierer greifen, sollten sie sich bewusst machen, welches Risiko sie damit eingehen. Augenärzte warnen eindringlich vor der vermeintlichen Beauty-Routine. Ophthalmologin Dr. Ashley Hayden sagt gegenüber der Huffington Post: „Das Rasieren der Wimpern ist nicht zu empfehlen.“ Denn die Risiken sind vielfältig: Beim Schneiden oder Rasieren der Wimpern besteht die Gefahr, die empfindliche Hornhaut des Auges zu verletzen.

„In erster Linie ist es nicht klug, scharfe Gegenstände wie Scheren in die Nähe des Auges zu bringen“, sagte Hayden weiter. „Es ist gefährlich und sehr einfach, die empfindliche Oberfläche des Auges, die Hornhaut, zu beschädigen.“

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Wimpern haben eine Funktion

Wimpern sind mehr als nur ein dekoratives Accessoire: Sie schützen die Augen vor Staub, Schmutz und UV-Strahlen. Eine Studie aus dem Jahr 2022 – veröffentlicht in Computers in Biology and Medicine – fand heraus, dass Wimpern die UV-Strahlung, die auf die Hornhaut trifft, um etwa 12–24 % reduzieren. „Es ist wichtig zu wissen, dass Wimpern eine praktische Rolle bei der Augengesundheit spielen,“ so Hayden gegenüber der Huffington Post. „Je mehr man das natürliche Wachstum der Wimpern stört, desto schlechter wird es für die Augen sein.“

Darüber hinaus tragen sie zur Stabilität des Tränenfilms bei, der das Auge feucht hält und vor Irritationen bewahrt. Wer also seine Wimpern abschneidet, riskiert nicht nur trockene und empfindlichere Augen, sondern auch eine höhere Anfälligkeit für Infektionen. Ob Männer mit kurzen Wimpern wirklich „männlicher“ wirken, ist fraglich. Sicher ist hingegen, dass der Trend mit erheblichen Risiken verbunden ist.