Neue Studien geben erste Antworten
Genesen und geimpft: Kommt jetzt die Hybrid-Immunität?
3.1.2022, 15:55 UhrImmunität gegen das Corona-Virus ist das, was sich die meisten Menschen derzeit wohl wünschen. Doch für eine Immunität gegen das Virus braucht das Immunsystem Antikörper. Diese werden entweder durch eine Impfung oder nach einer Infektion mit dem Coronavirus gebildet. Neue Studien aus Israel und den USA zeigen, dass es eine gegen das Virus bestimmte Form der Immunität gibt, die offenbar eine stärkere oder länger anhaltende Immunantwort verspricht: die Hybrid-Immunität.
Dabei geht es um verschiedene Aspekte: Wie viele Corona-Antikörper bilden sich im Körper? Wie sieht es mit der Immunantwort aus? Und wie lange bleiben die Antikörper bestehen? Die akut entstehenden Antikörper gegen das Virus sind kurzlebig und sterben mit der Zeit ab. Der Antikörper-Spiegel im Blut nimmt bei Geimpften als auch bei Genesenen innerhalb weniger Monate stark ab, Vorerkrankungen wie Autoimmunerkrankungen begünstigen das. In einigen Fällen waren schon nach einem knappen halben Jahr keine Antikörper mehr im Blut von geimpften Patienten festzustellen.
Doch wie schnell bauen sich die Antikörper ab? Welche Faktoren begünstigen oder verhindern das? Mit dieser Frage beschäftigen sich derzeit mehrere Studien weltweit. Erste Ergebnisse zeigen, dass eine Kreuzimpfung der beiden mRNA-Vakzine Biontech und Moderna einen längeren Impfschutz bietet als eine Mehrfach-Impfung mit dem gleichen Impfstoff.
Genesen und geimpft = immun gegen Corona?
Deutlich mehr Antikörper und somit eine längere Immunität haben Personen, die vor oder nach der Impfung mit Corona infiziert waren und somit als geimpft und auch genesen gelten. Das zeigen Studien aus Israel, die allerdings noch nicht überprüft und bewertet wurde.
Ähnliches stellte ein Team der University of Pennsylvania in Philadelphia/USA fest. Die Impfstoffreaktion von Menschen, die sich zuvor mit Corona infiziert hatten und genesen waren, wiesen besondere Antikörper-Eigenschaften auf. "Wir sahen, dass die Antikörper diese astronomischen Werte erreichten, die über dem liegen, was man mit zwei Dosen Impfstoff allein erreicht", sagt Rishi Goel, Immunologe an der Uni Pennsylvania dem Fachmagazin "Nature".
Erste Studien an Menschen mit der sogenannten Hybrid-Immunität ergaben, dass die Antikörper in ihrem Blut weitaus besser in der Lage waren, Corona-Varianten, wie beispielsweise die in Südafrika entdeckte Beta-Variante, zu neutralisieren, als dies bei geimpften Personen der Fall war, die nur geimpft und nicht genesen waren.
Großen Anteil an der hybriden Immunität haben laut den jüngsten Studien wohl auch sogenannte Gedächtnis-B-Zellen. Der Großteil der nach einer Covid-Infektion oder Impfung gebildeten Antikörper stammt von kurzlebigen Zellen, den so genannten Plasmablasten. Wenn diese Zellen absterben, sinkt der Antikörperspiegel.
Sind die Plasmablasten verschwunden, werden die Gedächtnis-B-Zellen, die entweder durch eine Infektion oder eine Impfung ausgelöst werden, zur Hauptquelle für Antikörper. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden heraus, dass die Zahl der B-Zellen zunimmt, sobald der Körper mit Corona oder Bestandteilen des Virus in Kontakt kommt. Die Konsequenz: Die Zahl der von ihnen produzierten Antikörper gegen das Coronavirus steigt, "sie explodieren förmlich", wie Rishi Goel von der Uni Pennsylvania beschreibt.
Ebenfalls positiv ist, dass die Antikörper neben der steigenden Anzahl auch immer stärker werden. Offenbar reifen die B-Zellen mit jedem Corona-Kontakt - das könnte bedeutet, dass Antikörper künftig mit neuen Virusmutationen besser zurechtkommen könnten.
Ob die Reifung der Gedächtnis-B-Zellen wirklich von einer Impfung in Kombination mit einer Corona-Infektion zusammenhängt, ist allerdings noch offen. Der Faktor Zeit könnte ebenfalls eine Rolle spielen, meint Ali Ellebedy, Immunologe an der Washington University in St. Louis, Missouri. Es wundere ihn nicht, dass die B-Zellen bei Personen, die sowohl genesen als auch geimpft sind, so viel besser abschneiden. Darunter seien viel mehr Menschen, deren erster Kontakt mit Corona schon viel früher stattgefunden habe als in den Vergleichsgruppen. Hybrid-Immunität könnte also auch eine Frage der Zeit sein. Dafür sprechen auch Studien, die zeigen, dass die Immunantwort länger anhält, wenn zwischen einzelnen Impfungen mehr Zeit liegt.
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