"Sisters of the Valley"

Gottes kiffende Dienerinnen: Mexikanische Nonnen sagen Kartellen den Kampf an

Jan Heimhold

nordbayern-Redaktion

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2.1.2024, 17:14 Uhr
In Mexiko gibt es eine Gemeinschaft in Ordenstracht, die Cannabis verkauft. 

© REUTERS/Raquel Cunha In Mexiko gibt es eine Gemeinschaft in Ordenstracht, die Cannabis verkauft. 

Während manche Menschen bei Vollmond verzweifelt versuchen, zu schlafen, versammeln sich nahe einem kleinen Dorf in Zentralmexiko einige Frauen um ein großes Feuer. Dabei verbrennen sie der Nachrichtenagentur "Reuters" zufolge, Salbei, um sich zu reinigen, während sie genüsslich an einigen Joints ziehen. Dazu tragen sie eine Tracht, Habit genannt, die man sonst nur von katholischen Nonnen kennt.

Einer konkreten Religion gehören sie allerdings nicht an und sind damit auch kein Teil eines offiziellen Ordens. Stattdessen sind Schwester Kika, Bernadet und Yeri (ihre richtigen Namen wollten die Frauen "Reuters" nicht verraten, da sie sich vor Repressalien fürchten) Teil der internationalen Organisation "Sisters of the Valley" (Übers.: Schwestern des Tals). Die Organisation wurde 2014 im US-amerikanischen Kalifornien gegründet und breitete sich seitdem auch in Länder wie Mexiko aus.

Wirksamkeit anerkannt

Ihre Mission ist es, "die Welt durch die pflanzenbasierte Medizin zu heilen", so die Organisation auf ihrer Website. Sie selbst sehen sich als Gelehrte, die zusammen arbeiten, beten und eine gemeinsame Tracht tragen. Man glaube an die heilende Kraft des Cannabis. Helfen kann die Pflanze zum Beispiel gegen chronische Schmerzen, Epilepsie und Schlafstörungen, wie die Techniker Krankenkasse schreibt. Zum Verkauf stehen bei den "Schwestern" Cannabisöle und Salben, die aber nicht high machen. Die kalifornische Mutterorganisation der "Sisters of the Valley" machte mit ihren Produkten laut einem Bericht des "Stern" im Jahr 2018 einen Umsatz von über einer Million Dollar.

Zahlen, von denen der mexikanische Ableger mit seinen 10.000 Dollar Umsatz noch weit entfernt ist. "Wir möchten das Cannabis von den Kartellen zurückholen", erzählte Schwester Bernadet dem Nachrichtenportal. Man habe es hier jedoch mit einer grundlegend anderen Situation als in den USA zu tun. Dort ist in 24 von 50 Bundesstaaten der freizeitliche Konsum von Cannabis erlaubt, während er sich in Mexiko innerhalb einer rechtlichen Grauzone befindet. Zudem wird nahezu der gesamte Markt von den Drogenkartellen kontrolliert, die auch vor Mord nicht zurückschrecken, wenn sie ihr Geschäft bedroht sehen.

Kleidung als Rebellion

Ein weiterer Punkt, der Mexiko von den USA unterscheidet, ist die starke Verwurzelung des Katholizismus, der von den spanischen Eroberern ins Land gebracht wurde. Die Kleidung der Mitglieder von "Sisters of the Valley" ist damit auch als Rebellion gegen die strenge religiöse Ordnung zu verstehen. Bis es die Nonnen auch in Deutschland gibt, kann es allerdings noch einige Zeit dauern, da der aktuelle Gesetzesvorschlag zur Legalisierung noch immer im Bundestag festhängt.