Wegen Gleichberechtigung

Grauburgunder als "Gay Burgunder"? Erstes Bundesland will "Queer-Weine" fördern

Eva Orttenburger

Online-Redaktion

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16.2.2022, 11:25 Uhr
Rheinland-Pfalz gilt mit seinen sechs Anbaugebieten als eines der wichtigsten deutschen Weinländer. Jetzt startet das Ministerium eine besondere Initiative.

© Jill Wellington, Pixabay, LizenzCC Rheinland-Pfalz gilt mit seinen sechs Anbaugebieten als eines der wichtigsten deutschen Weinländer. Jetzt startet das Ministerium eine besondere Initiative.

Die Initiative richtet sich unter anderem an lesbische, schwule, bisexuelle oder intergeschlechtliche Winzer und Winzerinnen aus Rheinland-Pfalz. Mitmachen können dabei Weingüter, bei denen queere Menschen "in verantwortungsvoller Position tätig sind".

Ministerium will Weine ankaufen

Bei einer Verkostung sollen Expertinnen und Experten in einem nächsten Schritt die zwei Gewinner ermitteln, die dann Botschafter für "QueerWein Rheinland-Pfalz" sein werden. Die ausgewählten Weine sollen schließlich am 18. Mai 2022, dem Verfassungstag des Landes, vorgestellt und bundesweit an "Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in Politik und Gesellschaft" versendet werden. Zudem will das Familienministerium rund 500 Flaschen selbst ankaufen und an Gäste verschenken.

"Vielfältige Lebensweisen gehören heute selbstverständlich auch zur Weinwelt, sind aber aktuell noch wenig sichtbar. Mit der neuen Initiative 'QueerWein Rheinland-Pfalz' möchte ich diese Vielfalt in Rheinland-Pfalz sichtbarer machen. Ich lade alle lesbischen, schwulen, bisexuellen, transidenten, intergeschlechtlichen und nichtbinären Winzerinnen und Winzer aus Rheinland-Pfalz ein, mir gute Weine vorzuschlagen", erklärt David Profit, Staatssekretär und Landesbeauftragter für gleichgeschlechtliche Lebensweisen und Geschlechtsidentität.

Wein als wichtiger Wirtschaftsfaktor

Mit sechs Anbaugebieten und rund zwei Drittel der deutschen Rebfläche ist Wein in Rheinland-Pfalz ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Mit dem QueerWein möchte der Landesbeauftragte auch für Akzeptanz werben und ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen.

Die gut gemeinte Aktion erfährt jedoch auch Gegenwind. Ex-Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) kritisiert in der Bild-Zeitung: "Unsere Winzer an der Ahr treibt ganz Anderes um: Keller sind komplett weggespült worden von der Flut, ganze Ernten verloren gegangen. Da steht die sexuelle Identität nicht im Vordergrund. Im Übrigen hat auch die Güte eines Weines damit nichts zu tun. Ich glaube, dass durch solche Aktionen den berechtigten Anliegen der Queerszene eher ein Bärendienst erwiesen wird." Klöckner war selbst deutsche Weinkönigin in den Jahren 1995 und 1996. Das Nachrichtenportal queer.de der LGBTI-Community spricht angesichts solcher Reaktionen von "homophoben Reflexen".

Bislang haben sich noch keine Winzerinnen und Winzer aus Rheinland-Pfalz für die queere Wein-Aktion beworben, die Frist läuft allerdings noch bis zum 28. Februar.

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