Nach bekanntem Vorbild
Gravierende Änderung bei beliebtem Wander-Paradies? Dieser Berg-Hotspot soll künftig Eintritt kosten
07.04.2025, 11:11 Uhr
Unter Alpinisten und Wanderern ist der markante Gebirgsstock in den Sextner Dolomiten an der Grenze zwischen den italienischen Provinzen Belluno im Süden und Südtirol im Norden längst Kult. Seit der Erstbesteigung gegen Mitte des 19. Jahrhunderts ist eines der berühmtesten Bergpanoramen der Welt in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Für das Star-Wars-Spinoff um Weltraum-Schmuggler Han Solo diente es ebenso als Kulisse wie zehntausenden Wanderern und Naturliebhabern pro Jahr als Sehnsuchtsziel. Die Drei Zinnen locken in der Hochsaison tausende Besucher am Tag an. Das spült Geld in die Kassen, sorgt aber auch für enorme Umweltbelastungen und Frust bei Besucher wie Einheimischen.
Trotz der seit Jahren erhobenen Mautgebühren, ächzt das Gebiet in der Hochsaison unter den Besuchermassen. An Spitzentagen sollen bis zu 13.000 Menschen versuchen, sich den Weg zu der markanten Felsformation zu bahnen. Das sorgt für massive Staus und verstopft die Zufahrtsstraße von der 3100-Seelen-Gemeinde Auronzo Di Cadore zur bekannten Berghütte.
Damit Überbelastung und stundenlange Staus künftig der Vergangenheit angehören, soll ein Ticket-System den Besuchermassen Einhalt gebieten. Bürgermeister Dario Vecellio Galeno plant laut dem „Corriere del Veneto“ ein Konzept für ein Reservierungssystem, wie es andernorts - beispielsweise am Pragser Wildsee - längst im Einsatz ist. Konkret soll es demnach ab 2026 ein verpflichtendes Online-Buchungssystem geben, bei dem Besucher vorab ein Ticket für die Zufahrt zum Parkplatz an der Auronzohütte kaufen müssen. Einen formalen Beschluss gebe es zwar noch nicht, doch die Maßnahme dürfte auf Zustimmung stoßen.
„Wenn man hundert Euro verlangen muss, um den Zugang zu den Parkplätzen zu begrenzen, bin ich dafür“, wird der Präsident des Südtiroler Alpenvereins „CAI“, Alberto Zanella, bei „Alpin“ zitiert. Es seien „unhaltbare Spitzenwerte“ bei den Tourstenmassen erreicht worden - trotz der derzeitigen Maut zwischen 20 und 120 Euro, ergänzt Galeno. Laut seiner Rechnung sollen die Maßnahmen die täglichen Besucherzahlen auf durchschnittlich rund 4000 Menschen halbieren und so auch das ökologische Gleichgewicht wiederherstellen. Informationen über die Kosten eines möglichen Tickets gibt es noch keine.
Künftig soll auch die verstärkte Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel den Pass entlasten. Shuttlebusse zwischen Toblach und Auronzohütte statt einzelner Autos fordert der Bürgermeister. Die aktuell für Autos zulässige Bergstraße zum Hütten-Parkplatz führt nahezu an den Fuß des Berges. Damit könnte künftig Schluss sein. Angedacht ist demnach auch eine Seilbahn, die Besucher von Misurina zum Fuß der Drei Zinnen bringt. Sollte diese tatsächlich realisiert werden, könnte der Parkplatz an der Hütte komplett zurückgebaut und die Straße für Privat-Pkws gesperrt werden. Hinter solch einem Projekt stehen in der Alpenregion allerdings viele Fragezeichen. Ohne vorherige Zustimmung der Unesco könnte das Gebiet die prestigeträchtige Auszeichnung als Weltkulturerbe verlieren.