Proteste auf den Straßen

"Gute" Bauern, "böse" Klimaaktivisten? Netz-Stimmen kritisieren Doppelmoral

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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26.12.2023, 16:31 Uhr
Sowohl Landwirte, als auch Klimaaktivisten der "Letzten Generation" protestieren mit Eingriffen in den Straßenverkehr (Symbolbild).

© IMAGO Sowohl Landwirte, als auch Klimaaktivisten der "Letzten Generation" protestieren mit Eingriffen in den Straßenverkehr (Symbolbild).

In den vergangenen Monaten mussten die Demonstranten der "Letzten Generation" viel einstecken: Die Klimaaktivisten erfuhren nicht nur physische Gewalt, auf aus dem Netz hagelte es Kritik an ihrer Form des Protestes. Seit ein paar Tagen gibt es wieder Blockaden auf Deutschlands Straßen - diesmal sind es allerdings Landwirte, die mit ihren Traktoren den Verkehr lahmlegen. Einen großen Unterschied gibt es: die Bewertung der beiden Protestgruppen durch weite Teile der Bevölkerung.

Die unterschiedliche gesellschaftliche Akzeptanz der beiden Protestbewegungen bleibt von vielen Social-Media-Nutzern nicht unbemerkt. Unter anderem der "Focus" und "Der Westen" berichten über süffisante Netzreaktionen auf die Bauernproteste: So schreibt eine Nutzerin auf "X" zu einem Video der Traktor-Proteste: "Straßenblockade, keine Rettungsgasse. Wo bleibt der Aufschrei der besorgten Mitbürger? Ach sorry, ich vergaß: sind ja Bauern und keine sogenannten Klimakleber". Ein anderer User meint: "Ich sehe keine Rettungsgasse. Kriminelle Vereinigung, alle in Präventivhaft", wohl in Anlehnung an die heftigen Reaktionen auf Proteste der "Letzten Generation".

Proteste strafrechtlich vergleichbar - unterschiedliche gesellschaftliche Akzeptanz

Der "WDR" zitiert tatsächlich einen Strafrechtsexperten, der feststellt, dass die Aktionen der "Letzte Generation" und der Landwirte rechtlich vergleichbar seien: In beiden Fällen handele es sich um Proteste, die als "strafbare Nötigung" betrachtet werden könnten. Ein Protestforscher stellt gegenüber "BR24" fest, dass manche Landwirte etwa mit Traktoren auf die Autobahn fahren würden, die aufgrund der Unterschreitung der Mindestgeschwindigkeit von 60 km/h dort gar nicht unterwegs sein dürfte. Außerdem würden manche Bauern durch ihre Kolonnenfahrten Staus und Blockaden "bewusst" provozieren.

Trotz der Vergleichbarkeit der Methoden erkennt der Protestforscher eine stark abweichende öffentliche Wahrnehmung der beiden Protestgruppen: Die Proteste der Landwirte würden als "wütend" wahrgenommen, und die Bedrohung ihrer Existenz anerkannt. Diese Anerkennung sei deutlich weniger stark ausgeprägt, wenn es um das Anliegen der "Letzten Generation" gehe: "das existenzbedrohende Ausmaß der Klimakrise zu thematisieren."

Insta-Reaktionen auf Artikel bestätigen Vermutung des Protestforschers

"BR24" hat den Artikel, in dem der Protestforscher zu Wort kommt, auf Instagram gepostet. Ein Blick in die Kommentarspalte des Beitrags scheint die Ansicht des Protestforschers zu bestätigen. Dort heißt es etwa: "Bitte vergleicht nicht diese Klimakleber mit den lebensnotwendigen Landwirten, die für unser aller Wohl ihrer Arbeit nachgehen und nicht in krimineller Weise Eigentum zerstören!!!" Ein anderer Nutzer schreibt: "Die einen haben eine Ausbildung, Studium gemacht und arbeiten jeden Tag dafür, dass sie ihre Familie ernähren können, die anderen haben orangene Westen an".

Doch auch hier finden sich ironische Kommentare, die Kritik an der unterschiedlichen Wahrnehmung der Legitimation der Protestgruppen üben. So schreibt ein Instagram-Nutzer: "Der Unterschied ist, dass die Leute der 'Letzten Generation' (...) von anderen Verkehrsteilnehmern misshandelt werden, die Landwirte aber nicht." Ein anderer meint: "Die einen demonstrieren für den Gewinn weniger, die anderen für das Überleben aller." Auch versöhnliche Töne finden sich unter dem Post: "Die Landwirte kämpfen um ihre Existenz, die 'Letzte Generation' um die Existenz der Menschheit. Verfolgen doch irgendwo ein gemeinsames Ziel - zu leben."

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