Schlaf, Ruhe oder Starre?
Gute Nacht - und bis nächstes Frühjahr: Diese heimischen Tiere halten Winterschlaf
9.10.2022, 17:09 UhrWer kann, tut es den Zugvögeln gleich und haut in den Süden ab, bevor der Winter kommt. Dem Rest - Menschen wie Tieren - bleibt nur das Ausharren bis zum nächsten Frühling. Im Gegensatz zum Menschen haben die meisten Tiere jedoch üblicherweise keine regelbare Zentralheizung in ihren Behausungen. Um die kalte Jahreszeit dennoch zu überstehen, mussten sie andere Strategien entwickeln. Der Winterschlaf ist hierbei eine elegante Methode, unbeschadet über die eisigen Runden zu kommen. Statt eine beschwerlichen Reise in wärmere Gefilde zu riskieren, legen Winterschläfer lieber einen ausgedehnten Aufenthalt im Reich der Träume ein.
Winterschlaf, Winterruhe oder Winterstarre?
1. Winterschlaf
Der echte Winterschlaf, auch Hibernation genannt, wird ausschließlich von Säugetieren gehalten. Ausgelöst wird er nicht von fallenden Temperaturen, sondern einer Art innerer Uhr. Winterschläfer senken im Herbst ihre Körpertemperatur um teils über 30 Grad ab, gleichzeitig verlangsamen sich Atem- und Pulsfrequenz radikal und der Stoffwechsel fährt auf ein Minimum herunter. Das Tier nimmt während des Winterschlafs keine Nahrung auf. Klassische Winterschläfer sind der Siebenschläfer, die Haselmaus, der Igel, das Murmeltier und manche Fledermäuse. Für Siebenschläfer, Haselmäuse und Fledermäuse ist der Winterschlaf dabei nicht nur praktisch, sondern lebensnotwendig: Sie sterben, wenn sie gewaltsam daran gehindert werden
2. Winterruhe
Als Winterruhe wird in der Zoologie der von zahlreichen Wachphasen unterbrochene Winterschlaf während der kalten Jahreszeit bezeichnet. Anders als beim echten Winterschlaf sinkt die Körperkerntemperatur während der Winterruhe nicht ab. Während der Wachphasen können kleine Mengen Nahrung aufgenommen sowie Urin und Kot abgegeben werden. Winterruhe wird beispielsweise von Braunbären, Dachsen, Eichhörnchen und Waschbären gehalten.
3. Winterstarre
Insekten, Amphibien, Reptilien und einige Fischarten können in eine sogenannte Winter- oder Kältestarre fallen. Anders als der Winterschlaf wird die Winterstarre zwingend von fallenden Temperaturen eingeleitet. Die Tiere senken ihre Körpertemperatur soweit ab, dass sie der Außentemperatur entspricht. Frösche weisen im Zustand der Kältestarre keinerlei Hirnfunktion mehr auf. Ihr Herz schlägt nicht und ihre inneren Organe arbeiten ebenfalls nicht. Manche Tiere besitzen gar eine Art körpereigenes Frostschutzmittel und lassen sich buchstäblich einfrieren. Dass sie dennoch nicht tot sind, ist erst klar, wenn sie im Frühling wieder auftauen.
Zitterndes Erwachen im Frühjahr
Damit die Tiere wieder aus ihrem langen Schlummer erwachen können, sollten Winterschläfer währenddessen möglichst wenig gestört werden, wie der Naturschutzbund Deutschland schreibt. Aus diesem Grund werden viele Fledermaushöhlen über den Winter für Besucher geschlossen. Gartenbesitzer können mit Hecke, Wiese und Gartenteich dafür sorgen, dass sich Winterschläfer im Herbst genügend Speck anfressen können sowie mit Stein- und Reisighaufen Winterquartiere für Amphibien, Reptilien und Igel schaffen.
Wenn die Sonne wieder heller scheint und die ersten Blätter zu sprießen beginnen, ist es dann langsam soweit - Siebenschläfer & Co. kommen aus ihren Winterquartieren gekrochen. Dabei ist die Ursache für das Aufwachen aus dem Winterschlaf oder der Winterruhe im Frühjahr noch immer nicht zur Gänze geklärt. Steigende Umgebungstemperaturen und die Anreicherung von Stoffwechselendprodukten im Körper werden als Wecksignale vermutet. Muskelzittern kann anschließend zur weiteren Temperaturerhöhung beitragen. Nach einer kurzen Aufwärmphase geht das Leben anschließend wieder seinen gewohnten Gang.