Erfolgreicher Test bei Schweinen

Hilfe für schwerkranke Corona-Patienten? Forscher erproben rektale Beatmung

28.5.2021, 13:31 Uhr
Aktuell können Patienten ausschließlich mithilfe einer Maschine beatmet werden.

© Sebastian Gollnow, dpa Aktuell können Patienten ausschließlich mithilfe einer Maschine beatmet werden.

Es klingt zunächst skurril - doch die Wissenschaft erhofft sich von dieser Erkenntnis große Fortschritte: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Tokyo Medical and Dental University haben herausgefunden, dass Säugetiere Sauerstoff über den Darm aufnehmen können.

Beatmung über den Darm kann helfen, wenn es an Beatmungsgeräten mangelt

Mit diesem Wissen haben die Forschenden zwei Verfahren an Schweinen und Mäusen getestet, um im Notfall auch über den Darm beatmen zu können. Ihre Ergebnisse haben sie in der Fachzeitschrift Med veröffentlicht.

Dafür wurde zunächst die Sauerstoffzufuhr über die Lunge reduziert. Bei der ersten Methode führten die Forscherinnen und Forscher den Tieren Sauerstoff als Gas in den Darm ein. Damit das Organ den Sauerstoff besser aufnehmen kann, haben eine Entzündung der Darmschleimhaut herbeigeführt.


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Da dieses Verfahren schmerzhaft und kompliziert ist, hat das Forscherteam eine zweite Methode getestet. Dabei haben sie den in der Flüssigkeit Perflunafen gelösten Sauerstoff in den Darm eingeführt.

Rektale Beatmung: Forscher spricht von "provokanter Idee"

Bei beiden Vorgehensweisen konnten die Tiere den Sauerstoffmangel in der Lunge durch den zugeführten Sauerstoff ausgleichen und wichtige Körperfunktionen aufrecht erhalten.


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Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen dies nun in klinischen Studien an Menschen erproben. Nach ihrer Ansicht kann sie immer dann zum Einsatz kommen, wenn es an genügend Beatmungsgeräten mangele - wie etwa phasenweise während der Corona-Pandemie.

"Dies ist eine provokante Idee und diejenigen, die das erste Mal von ihr hören, werden erstaunt sein", schreibt Caleb Kelly von der Yale School of Medicine in einem Kommentar zu der Studie. Doch aus Sicht der Wissenschaft handele es sich um "eine vielversprechende Therapie".

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