Hochwasser erreicht Brandenburg
9.8.2010, 18:13 UhrAuf der südlichen Spree wurden die Richtwerte für diese Stufe am Dienstagmorgen erwartet. Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) bezeichnete die Lage an Neiße und Spree in Brandenburg als „höchst angespannt, aber beherrschbar“. In Sachsen überflutete das Neiße-Hochwasser unterdessen auch den zum UNESCO-Welterbe gehörenden Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau.
Zudem hielten Deich- und Dammanlagen in der Region den Wassermassen teilweise nicht stand – sie brachen oder wurden überspült.
Die sächsischen Orte Podrosche und Saga mit insgesamt 80 Einwohnern waren bereits vorsorglich evakuiert worden. Sie stehen nun unter Wasser.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) machte sich am Montag, wie auch erneut Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich und seine Kabinettskollegen Innenminister Markus Ulbig und Umweltminister Frank Kupfer (alle CDU) ein Bild von der Lage in den Hochwassergebieten. In Bad Muskau sprach sich de Maizière für „eine enge Zusammenarbeit zwischen Land und Bund“ aus, um einen schnellen Wiederaufbau zu gewährleisten.
Im Bombardier-Werk in Bautzen mit rund 1200 Mitarbeitern wurde die Produktion komplett eingestellt. Durch das Hochwasser entstand ein Millionenschaden. In den Werkshallen soll das Wasser teilweise bis zu 1,50 Meter hoch gestanden haben.
Schäden in Millionenhöhe
Bis auf Bad Muskau und Dresden sanken unterdessen in den anderen Hochwasserregionen die Pegelstände wieder. Wie hoch die entstandenen Schäden insgesamt sind, konnte am Montag noch nicht eingeschätzt werden. Allein im Landkreis Görlitz werden sie nach Einschätzung des Katastrophenschutzstabes in die Millionenhöhe gehen. Gebäude, Straßen und Brücken seien zerstört. Auch die Bahn verzeichnete Schäden auf den Strecken.
Allein in Neustadt und Sebnitz wurden jeweils rund 500 Gebäude beschädigt. Vielerorts fiel die Schule aus. In Görlitz sollte der Schulbetrieb ab Dienstag wieder regulär stattfinden. Ein Hilferuf kam am Montag aus dem Kloster St. Marienthal. Große Teile des 775 Jahre alten Zisterzienserinnenklosters und des dort befindlichen Internationalen Begegnungszentrums wurden zerstört. Der Schaden
betrage mehrere Millionen Euro. Das Kloster bat um Spenden. Im Zittauer Tierpark sind beim Hochwasser bis zu 40 Tiere ertrunken. Darunter seien zehn Lamas und ein Pferd, sagte Direktor Bernd Großer. Insgesamt zähle die Einrichtung 360 Tiere, die in den kommenden Wochen bei Mitarbeitern und Privatpersonen untergebracht sind. „An manchen Stellen stand das Wasser zwei Meter hoch“, sagte Großer.
Brandenburgs Ministerpräsident Platzeck sagte mit Blick auf sein Bundesland, Evakuierungen würden nach derzeitigen Stand nicht notwendig werden. Er mahnte dennoch zu Vorsicht. Mit Hochwasser an Spree und Neiße habe man bislang keine Erfahrungen, die Deiche dort seien zum Teil sehr alt. Einen Großteil des Spree-Hochwassers werde die in den 50er Jahren gebaute Spremberger Talsperre aufnehmen, sagte Platzeck. Sie sollte am Dienstag geöffnet werden. Angesichts des Hochwassers nahm der Landeskatastrophenschutzstab die Arbeit auf.
In Bayern sinken die Hochwasserpegel
In Bayern entspannte sich die Hochwasserlage langsam. Wie der Hochwassernachrichtendienst am Montag in München mitteilte, sanken die Pegelstände entlang der von Überschwemmungen betroffenen Gebiete an Paar, Isar und Donau. Unterhalb von Neustadt seien nach wie vor einige Grundstücke oder Keller überflutet, auch land- und forstwirtschaftliche Flächen stünden noch unter Wasser. Nördlich der Donau komme es nur noch vereinzelt zu kleinen Ausuferungen.