Spektakuläre Aufnahmen

Hoffnungsträger Ariane 6 startet in den Weltraum - Rakete auch über Franken zu sehen

Alina Boger

E-Mail zur Autorenseite

11.7.2024, 11:51 Uhr
Ein suspektes, himmlisches Objekt über Franken? Nein, es ist Ariane 6, die neue Hoffnungsträger-Rakete für die europäische Raumfahrt.

© Finn Sanders Ein suspektes, himmlisches Objekt über Franken? Nein, es ist Ariane 6, die neue Hoffnungsträger-Rakete für die europäische Raumfahrt.

Ein "unglaublicher Erfolg" sei der Start der neuartigen Rakete gewesen.
Am Dienstag gegen 21.00 Uhr deutscher Zeit startete Ariane 6 am europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana. Zahlreiche Beteiligte und Raumfahrtbegeisterte beobachteten das Spektakel vor Ort und in der Region: Die Rakete war auch am Himmel über Nordbayern gut zu erkennen.

Während in Kourou alle gebannt den Start der Rakete teils über Monitore verfolgten, konnten Schaulustige das spektakel auch weit weg mitverfolgen.

Während in Kourou alle gebannt den Start der Rakete teils über Monitore verfolgten, konnten Schaulustige das spektakel auch weit weg mitverfolgen. © Finn Sanders

Die Aufnahmen entstanden am Dienstag zwischen 23:03 Uhr und 23:08 Uhr in Zirndorf. Die Sternwarte Feuerstein in der Fränkischen Schweiz bestätigte unserer Redaktion, dass es sich hierbei um Aufnahmen von Ariane 6 handelt. Eine finale Verifizierung seitens des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) steht noch aus.

Gut eine Stunde nach dem Start, verkündete die Europäische Weltraumorganisation (ESA) den Erfolg des Flugs, nachdem die Rakete mehrere Satelliten ausgeliefert hatte. "Wir schreiben heute Geschichte", sagte ESA-Chef Josef Aschbacher unter Applaus in Kourou. "Heute ist ein großer Tag, zum Feiern." Er sei persönlich erleichtert.

Erfolgreicher Start und unplanmäßiger Vorfall

Der Flug der 56 Meter hohen und 540 Tonnen schweren Rakete war auf knapp drei Stunden angesetzt. Bereits kurz nach dem Abheben, als die Ablösung der Booster verkündet wurde, brach auf den Terrassen am europäischen Weltraumbahnhof Jubel und Applaus aus.

Und dennoch lief nicht alles nach Plan. Nach der erfolgreichen Startphase folgte eine technische Demonstrationsphase. In dieser zündete ein Hilfsantrieb in der Oberstufe zwar zunächst, stoppte dann aber, wie der Chef des Raketenbauers ArianeGroup, Martin Sion, erklärte. Warum, wisse man noch nicht. Der Vorfall sei zwar bedauerlich, jedoch wäre das genau der Grund, weshalb man technische Demonstrationen vornehme. Einige Dinge könne man am Boden einfach nicht testen, erklärte Sion.

Vorgesehen war, dass die Rakete bei ihrem Jungfernflug 17 Nutzlasten ins All bringt. Nach gut sieben Minuten wurde die Oberstufe abgetrennt. Das wiederzündbare Vinci-Triebwerk wurde zweifach gezündet. In drei Phasen setzte die Rakete technische Passagiere in den Weltraum.

Am Ende sollte die Oberstufe auf dem Weg zurück zur Erde eigentlich verglühen. Weil der Hilfsantrieb stoppte, zündete das Vinci-Triebwerk der Oberstufe nicht erneut, um die zwei letzten Nutzlasten auszusenden. Sie werden nun in der Oberstufe bleiben, die im All verbleibt.

Ariane 6 - Europas Hoffnungsträger aus der Krise

Schon seit Monaten hat Europas Raumfahrt auf den Jungfernflug seiner neuen Rakete hingefiebert. Denn für den Kontinent steht viel auf dem Spiel. Die Hoffnungsträgerin Ariane 6 soll wieder einen eigenen Zugang zum All herstellen und so die Unabhängigkeit sichern.

Seitdem vor ziemlich genau einem Jahr die letzte Ariane 5, die Vorgängerin der Ariane 6, in den Weltraum gestartet ist, hatte die europäische Raumfahrt keine eigenen Transporter mehr, um größere Satelliten in den Weltraum zu bringen. Die ESA gestand eine ernsthafte Krise des europäischen Trägerraketensektors ein, Aschbacher sprach von einem riesigen Problem.

Deutschland spielte wichtige Rolle bei der Entwicklung der Rakete

Gut ein Dutzend Länder waren am Bau der Ariane 6 beteiligt. Deutschland spielt dabei eine ziemlich wichtige Rolle. Zum einen ist Deutschland nach Frankreich einer der wichtigsten Geldgeber unter den ESA-Ländern. Etwa 20 Prozent der rund vier Milliarden Euro hohen Kosten stammen aus der Bundesrepublik. Zum anderen wurde die Oberstufe der Rakete in Bremen montiert, die Tanks der Oberstufe und Teile des Triebwerks kommen aus Augsburg beziehungsweise Ottobrunn. Das Vinci-Triebwerk wurde im baden-württembergischen Lampoldshausen getestet. Laut Walther Pelzer, Generaldirektor der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR hat Deutschland damit die wichtigste Innovation verantwortet.

Keine Kommentare