Kreative Alternativen
Spritpreis auf Rekord-Niveau: Kann ich stattdessen Speiseöl oder Heizöl tanken?
11.03.2022, 13:34 Uhr
Die Preise für Benzin und Diesel sind in Deutschland wegen des Kriegs in der Ukraine extrem hoch. Manch einer kommt angesichts hoher Kosten auf phantasiereiche Ideen, um den Preis zu umgehen - zum Beispiel den Tank mit Speise- oder Heizöl zu befüllen.
Vergleicht man die Preise von Pflanzenöl mit dem heutigen Dieselpreis, dann klingt das sehr verlockend. Salatöl kostet aktuell durchschnittlich 1,46 Euro pro Liter - Diesel schon über zwei Euro pro Liter.
Der ADAC erklärt jedoch, dass Salatöl im Tank tabu ist. "Das größte Problem ist der deutliche Viskositätsunterschied im Vergleich zu herkömmlichem Diesel. Pflanzenöle führen zu Startschwierigkeiten und wirken sich negativ auf Leistung und Lebensdauer des Motors aus", so die Fachleute.
Zudem seien die Einspritzpumpe und Einspritzdüsen von modernen Dieselfahrzeugen nicht für zähflüssiges Pflanzenöl ausgelegt. Dadurch liefe die Verbrennung nicht optimal. Das kann zu verminderter Motorleistung, zu Schäden am Motor und Kraftstoffsystem und im schlimmsten Fall sogar zu einem Motorschaden führen. Damit würde man also kein Geld sparen.
Auch Experte Thomas Koch warnt bei Focus Online, dass Salatöl im Tank bei den meisten Autos schädlich sei. "Pflanzenöle sollten chemisch behandelt werden, entweder verestert oder noch besser wasserstoffbehandelt werden. Dann können sie hervorragend dem Kraftstoff in Anteilen beigemischt werden“, erklärt Koch.
Heizöl: Funktioniert diese Alternative?
Heizöl ist derzeit ebenso um einiges preiswerter als Diesel. Leider eignet sich auch diese günstige Alternative nicht als Ersatz für den Treibstoff, auch wenn beide Brennstoffe in ihrer chemischen Zusammensetzung miteinander verwandt sind. Denn mittlerweile sind Kraftstoffnormen, Motoren- und Einspritztechnik so weiterentwickelt, dass aus technischer Sicht davon abzuraten ist. Durch eine schlechte Cetanzahl, auch Zündwilligkeit von Dieselkraftstoff genannt, und eine nicht ausreichende Schmierfähigkeit geht man unnötige Risiken ein. Es kann beispielsweise zur Leistungsminderung oder zu erhöhten Schadstoffemissionen durch mehr Ruß im Abgas kommen.
Alte Autos mit Salatöl betanken - geht das?
Manche Autos, etwa alte Mercedes-Diesel vom Typ 123 mit OM615-Vorkammer-Dieselmotoren, lassen sich tatsächlich mit Speiseöl betanken. Hierzu muss man aber den Motor umrüsten, was zwischen 1500 und 5000 Euro kostet. Dazu erklärt der ADAC: "Ältere Dieselmotoren funktionieren mit weitaus geringeren Einspritzdrücken. Zudem haben diese oft keine feinfühlige Sensorik, die Unterschiede im Laufverhalten bei falschem Kraftstoff sofort erkennen. Daher laufen ältere Dieselmotoren mit Verteilereinspritzpumpen zumindest zeitweise mit Pflanzenölen."
Außerdem wird Pflanzenöl seit dem 1. Januar 2008 als Kraftstoff gemäß Energie StG besteuert. Die Verwendung von Pflanzenöl aus dem Supermarkt stellt damit grundsätzlich eine Steuerhinterziehung dar. Zudem sind Sonnenblumen- und Rapsöl mittlerweile auch deutlich teurer geworden und in vielen Supermärkten bereits Mangelware. Inzwischen zahlt man circa 1,80 Euro pro Flasche. Auch Heizöl ist als Kraftstoff für Dieselmotoren wegen der unterschiedlichen Besteuerung gesetzlich verboten.
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