Deal in Weihnachtsausgabe

„Snowboard-Revolution“ aus Mittelfranken? Tüftler findet Investor bei bekannter TV-Sendung

Georgios Tsakiridis

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19.12.2024, 08:23 Uhr
Investor Nils Glagau unterzieht das Snowboard von Doubledeck direkt dem Praxistest.

© Die Höhle der Löwen - Endlich We Investor Nils Glagau unterzieht das Snowboard von Doubledeck direkt dem Praxistest.

Das Konzept dieser Unterhaltungsshow ist genauso simpel wie erfolgreich: Bei "Die Höhle der Löwen" treten ambitionierte Gründerinnen und Gründer an, um ihre Produkte und Unternehmen vorzustellen und Anteile gegen Geld zu veräußern. Erfinder und Tüftler präsentieren - mal mehr, mal weniger - innovative Geschäftskonzepte und bieten den "Löwen" Geschäftsanteile in Relation zum ermittelten Unternehmenswert an. Die "Löwen" sind prominente Investoren, die in Unternehmen ihrer Wahl investieren und diese anschließend mit Erfahrung und Expertise begleiten sollen. Der Nürnberger Andreas Kramer hat sich jetzt in die Weihnachtsausgabe der Sendung gewagt - und tatsächlich einen Investor gefunden. Er will mit seiner Firma "Doubledeck" nicht weniger als den Snowboard-Markt revolutionieren. Wer ist der Mann, der in die Höhle trat, um sein Glück zu suchen und was soll sein Produkt vom Rest abheben? Wir klären auf.

Am 10. Dezember strahlte Privatsender "Vox" seine Weihnachtfolge des bekannten Formats aus, das mittlerweile in der 16. Staffel läuft. Einer der Gründer: der 49-jährige Andreas Kramer. In den 90-ern trat er bei deutschen Skateboard-Meisterschaften in der Halfpipe an. Nach eigener Aussage hat er nach dem bescheidendem Start im Keller des Großvaters über Jahre die größte Skateboard-Produktionsstätte Europas aufgebaut und zahlreiche namhafte Marken mit seinen Brettern beliefert. Zudem präsentiert er sich als Snowboard-Liebhaber und Entwickler. Seine neueste Kreation trägt den Titel Doubledeck. Das Unternehmen mit Sitz in Lauf an der Pegnitz vertreibt ein selbst entwickeltes Snowboard, das leichter steuerbar sein und den gesamten Sport revolutionieren soll.

"Viele stürzen beim Snowboarden, weil sie ein Problem mit der Gewichtsverlagerung und dem damit zusammenhängenden Kantenwechsel haben - und genau da liegt die Schwierigkeit", erklärt der Gründer. Dank besonderer Taillierung soll seine Entwicklung nicht so leicht verkanten und somit Stürze massiv reduzieren, verspricht Kramer. Nach dem Vorbild des Konzepts von Carving-Ski, die "heute den herkömmlichen Ski nahezu komplett vom Markt verdrängt haben", soll auch ein Snowboard arbeiten. "Doubeldeck definiert den Snowboard-Sport komplett neu", so seine Ansage.

Drei patentierte Technologien ermöglichen es demnach, das Fahren leichter zu erlernen und sicherer auf dem Brett zu stehen, führt er fort. "Mit eurer Unterstützung möchte ich Doubledeck als das Snowboard am Markt etablieren", wendet sich der Gründer an die Investoren. Dagmar Wöhrl, Ralf Dümmel, Nils Glagau, Tillman Schulz und Judith Williams dürfen Snowboard-Brillen und -Schuhe anziehen. Dann folgt ein kurzes Aufwärm-Programm. Kramer hat seinen Auftritt in der Höhle der Löwen akribisch geplant, präsentiert souverän und gekonnt die Vorzüge seines Boards. Doch nur Nils Glagau scheint wirklich interessiert und beginnt, das Board auf Herz und Nieren zu testen.

Snowboard-Revolution aus Franken?

"Heute habe ich auf meinem Wunschzettel 500.000 Euro stehen und ich biete euch dafür fünf Prozent Anteile an meinem Start-up", fährt der Gründer fort. Das lässt die Löwen zucken. Über eine Million Euro habe er bisher in sein Produkt investiert. Unter anderem für Produktentwicklung, Patente oder Muster. "Ich glaube, dass mit diesem Start-up die Snowboard-Welt eine Revolution erfahren wird", zeigt sich Kramer überzeugt. Produziert werde bei einem namhaften Player in Österreich. Was noch fehlt, sei Hilfe bei Marketing und Vertrieb, um Marke und Produkt sichtbar zu machen. Sechs Jahre intensiver Entwicklungsarbeit habe er mit seinem Team in das Produkt gesteckt. Das Investment schlägt sich auch beim Preis nieder. Die Produktionskosten liegen demnach aktuell bei 220 Euro pro Board. Mit 959 Euro pro Stück liegt Kramers Board über aktuellen High-End-Produkten. "In den letzten zwei Monaten haben wir 100.000 Euro Umsatz gemacht. Die Perspektive ist, dass wir nächstes Jahr etwa zehn Millionen Euro Umsatz allein mit den Brettern generieren", rechnet er vor.

Eine ganze Markenwelt, die auch Skateboards umfasse, will Kramer etablieren. Zudem käme bald eine eigene Snowboard-Bindung sowie ein eigener Schuh auf den Markt. Außerdem sei eine fünfdimensional funktionierende Skateboard-Achse in Entwicklung. Der Gründer führt als Bonus die Kooperation mit Snowboard-Profi Terje Håkonsen aus, der als Testimonial und in der Produktentwicklung agiere. Mit den Worten "es ist überhaupt nicht mein Investment", steigt Ralf Dümmel zuerst aus. Auch Dagmar Wöhrl sei das Thema für solch eine Investition zu fremd, wie sie erklärt. Letztlich steigen alle Löwen aus, bis auf einen. Nils Glagau ist geködert - und schlägt nach harten Verhandlungen ein. Der Löwe erhält zehn Prozent zu Beginn und weitere 2,5 Prozent für bestimmte Meilensteine. "Ich bin überwältigt", freut sich Kramer. Der Hype um das Board blieb nicht ohne Folgen. Wie das Portal "infranken" berichtet, hat die Ausstrahlung einen Ansturm auf die Website des Unternehmens ausgelöst. Der Auftritt habe für so viel Aufmerksamkeit gesorgt, dass die Internetseite von Doubledeck am Folgetag nicht erreichbar gewesen sei. "Ihr seid der Wahnsinn und überrennt grade unsere Website!", soll ein Post auf Instagram gelautet haben.

Kritik am Format

"Die Höhle der Löwen" wurde in der Vergangenheit trotz mancher geschäftlicher Erfolge immer wieder hart von Insidern kritisiert. So wird bemängelt, dass viele der in der Sendung geschlossenen Deals in den Nachverhandlungen von Investor und Unternehmensgründer scheitern, obwohl in der Sendung ein Übereinkommen zwischen beiden Parteien getroffen wurde.

So sind zum Beispiel 26 der 35 in Staffel eins und zwei geschlossenen Deals in den Verhandlungen nach der Show gescheitert - eine Quote von knapp 75 Prozent. Der Sender begründet das in den meisten Fällen damit, dass bei der nachträglichen Prüfung der Unternehmen teilweise Unwahrheiten in den Gründer-Aussagen ans Licht kommen oder sich "Löwe" und Gründer bezüglich bestimmter Vertragspunkte nicht einig werden. Verbraucherschützer halten die Sendung für Werbung und definieren sie als eine Art Homeshopping. Auch der fehlende Mut der Investoren, soziale Projekte zu unterstützen, ist Gegenstand medialer Kritik.

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