Hundehalter aufpassen!
Hund mit gelber Schleife: Was steckt dahinter?
30.8.2023, 11:29 UhrEine alltägliche Begegnung im Wald: Zwei Hundehalter kreuzen sich auf ihrem Spaziergang. Der eine lässt seinen Vierbeiner frei herumtollen, während der andere ihn bewusst an der Leine behält. Ein besonderes Detail fällt ins Auge - eine gelbe Schleife am Halsband des angeleinten Hundes. Was bedeutet sie? Laut dem Deutschen Tierschutzverbund ist das keine bloße Dekoration, sondern ein klares Statement: Dieser Hund benötigt Abstand.
Die gelbe Markierung ist im Raum Nürnberg vielen Hundehaltern noch nicht bekannt. Denn ursprünglich ist die Schleife Teil einer Kampagne namens "Gulahund" (Gelber Hund), die 2012 von Eva Oliversson in Schweden ihren Ursprung fand. Auf die Idee dazu kam Oliversson während eines Urlaubs in Australien, als ihr auffiel, dass Hütehunde, die aktiv im Einsatz waren, mit gelben Halstüchern gekennzeichnet wurden. Dies diente dazu, sie als arbeitende Hunde zu identifizieren und sicherzustellen, dass sie in ihrer Arbeit nicht gestört werden.
Durch Ramona Noak, eine Hundeschul-Inhaberin aus dem brandenburgischen Drebkau, fand 2015 das Konzept auch seinen Weg nach Deutschland. Mit ihrem Verein "Gelber Hund und Freunde" macht Noak auf die Hunde aufmerksam, die mehr Freiraum benötigen und deshalb eine gelbe Schleife, ein gelbes Halstuch oder andere gelbe Kennzeichen tragen. Und die Gründe hierfür sind vielfältig.
Warum brauchen Hunde eine gelbe Streife?
Wie Noak auf der Webseite ihres Vereins mitteilt, könnten einige Hunde gesundheitliche Probleme haben oder sogar ansteckend sein. Andere befinden sich in der Ausbildung, beispielsweise zum Therapiehund, oder stehen im alltäglichen Training. Wieder andere sind vielleicht älter, befinden sich in der Rehabilitation oder stammen aus dem Tierschutz und fühlen sich in ihrer neuen Umgebung noch unsicher. Manch ein Vierbeiner hat schlechte Erfahrungen gemacht und zögert, fremde Hunde zu begrüßen, während läufige Hündinnen ebenfalls besondere Rücksicht brauchen. Und wie der Deutsche Tierschutzbund betont: "Es kann vorkommen, dass der Hund keinen direkten Kontakt mit anderen Hunden mag - aus welchem Grund auch immer."
Die gelbe Schleife signalisiert jedenfalls: Der Hund wünscht sich oder verträgt keinen näheren Kontakt zu anderen Hunden oder Menschen. Die gelbe Schleife, die beispielsweise an der Leine des Hundes befestigt werden kann, kann laut Tierschutzbund eine sinnvolle Alternative darstellen, um anderen Hundehaltern "lautlos zu signalisieren, dass man keinen Kontakt möchte".
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die gelbe Markierung nicht dazu dient, aggressive Hunde zu kennzeichnen. Hunde, die aggressiv gegenüber Menschen oder anderen Tieren auftreten, sollten mit einem Maulkorb gesichert werden.
Kontroverse Aspekte der gelben Schleife
Während die gelbe Schleife zweifelsohne aus guten Absichten heraus eingeführt wurde, kann sie unbeabsichtigte Folgen mit sich bringen. Ein Problem, das sich ergibt, ist, dass nicht alle, selbst innerhalb der "Hundekreise", die Bedeutung der gelben Schleife kennen. "Es ist also wichtig, dass die Halter*innen eines Hundes, der eine solche Schleife trägt, in der Tat nicht davon ausgehen können, dass alle anderen die Bedeutung kennen", betont der Tierschutzverbund. In manchen Fällen könnte das gelbe Kennzeichen sogar mehr Aufmerksamkeit erregen als gewünscht.
Wer sich dennoch für die gelbe Markierung entscheidet, sollte die Schleife oder das Tuch so anbringen, dass sie den Hund in keiner Weise beunruhigt oder einschränkt. Ein größeres Tuch, dessen Material raschelt, würde einen ängstlichen Hund nur weiter nervös machen, führt der Tierschutzverbund als Beispiel an. Eine Alternative sei es, das Tuch oder die Schleife am Halter selbst festzubinden, was wegen der Höhe sogar schneller sichtbar sein könnte.
Schlussendlich liege es in der Verantwortung der Hundehalter, den eigenen Hund zu sich zu rufen und ihn anzuleinen, wenn man einen anderen angeleinten Hund oder ein von Weitem erkennbares gelbes Signal sieht. Nur so können ein harmonisches Miteinander zwischen allen Beteiligten gefördert und Missverständnisse vermieden werden, betont der Tierschutzbund.