Übergriffig oder hilfreich?

Hund vor Supermarkt angeleint: Frau ermahnt Halterin und löst große Diskussion aus

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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19.6.2024, 10:31 Uhr
Ein Hund wartet angeleint vor einem Supermarkt (Symbolbild). Eine Frau hat in Berlin einen ähnlichen Vorfall registriert und ihre Beobachtung auf Facebook öffentlich gemacht. 

© imago stock&people Ein Hund wartet angeleint vor einem Supermarkt (Symbolbild). Eine Frau hat in Berlin einen ähnlichen Vorfall registriert und ihre Beobachtung auf Facebook öffentlich gemacht. 

In jedem fünften deutschen Haushalt lebt ein Hund. Bei so ziemlich allen Hundehaltern herrscht Einigkeit: Sie lieben ihre Tiere, schreiben ihnen Attribute wie Gutherzigkeit und Treue zu. Deutlich weniger einig sind sich Hundebesitzer allerdings in Fragen nach dem richtigen Umgang mit ihren Vierbeinern. Einen Beleg dafür lieferte kürzlich wieder ein Facebook-Post, an dem sich die Geister vieler Hundefreunde schieden.

Am 27. Mai teilte eine Frau ein Foto in der Facebook-Gruppe "BERLIN & HUND". Darauf zu sehen: Ein Vierbeiner, der angeleint vor einer Edeka-Filiale auf seine Besitzerin wartet. Die Frau, die den Beitrag erstellt hat, ist wohl selbst Hundehalterin, im Vordergrund ist auch ihr eigener Hund zu sehen. Ihren Post begleitete sie mit den Worten: "Vor Edeka wieder ein Besitzer einfach den Hund draußen gelassen allein...die Menschen begreifen es einfach leider nicht [sic!]". Anscheinend konfrontierte die Frau die Besitzerin des Tieres nach ihrer Rückkehr: "Es kam wenigstens ein Danke und ich habe Lieb drauf Aufmerksam gemacht das es gefährlich ist [sic!]", erklärte sie in einem Kommentar unter ihrem Beitrag.

Nutzer reagieren gespalten

Viele User pflichteten der Verfasserin des Beitrags bei. Ein Administrator der Gruppe "BERLIN & HUND" etwa schrieb: "Man kann täglich unendlich viele davon fotografieren und sich über die unverantwortlichen Besitzer und ihre Ausreden aufregen… ich glaube die meisten sind dann nicht mal arg traurig wenn der Hund weg kommt [sic!]". Eine andere Nutzerin zog einen emotionalen Vergleich: "Das wär so als wenn ich mein Kind alleine draußen vorm Laden sitzen lasse [sic!]". Eine andere Nutzerin schreibt, sie könne das Verhalten der Hundebesitzerin "überhaupt nicht verstehen" - immerhin sei der Hund, der allein vor dem Edeka wartete, in dem Moment "Freiwild" gewesen.

Doch es gibt auch Stimmen, die anderer Ansicht sind: "Dafür sind auch die Leinen Halter, verstehe die Aufregung nich [sic!]", bemerkt eine Userin. Eine andere findet: "Das ein Hund nicht alleine bleiben kann, ist kein Argument. Hundeerziehung ist Arbeit, genau wie Kindererziehung". Eine andere Nutzerin pflichtet der Erstellerin des Beitrags in ihrer Intention zwar bei, kritisiert aber ihr Verhalten gegenüber der Hundehalterin: "Ich würde es aus Sicherheitsgründen auch nicht machen, finde eine Ansprache trotzdem etwas übergriffig ehrlich gesagt." Und ein anderer Nutzer äußert sich neutral: "Ob man das nun gut findet oder nicht: Es ist nicht verboten seinen Hund kurzfristig vor einem Geschäft anzuleinen um etwas einkaufen zu gehen."

Verein warnt - und hat eine klare Empfehlung

Aber schadet es Hunden tatsächlich, wenn man sie unbeaufsichtigt vor einem Supermarkt anleint? Mit dieser Frage hat sich das Haustierzentralregister "Tasso e.V." beschäftigt. Der Verein kommt zu dem Schluss: ja. Konkret nennt er vier negative Aspekte: Erstens können Hunde, die angeleint vor Geschäften warten, leicht Opfer von Diebstählen werden. Zweitens besteht die Gefahr, dass die Tiere vergiftet werden oder - auch unbeabsichtigt - etwas Schädliches gefüttert bekommen könnten. Drittens könnten Hunde verletzt werden, ob durch Menschen, andere Hunde oder den Verkehr. Und viertens sei es möglich, dass andere Menschen den Hund belästigen. Sollte der aus Angst oder Verzweiflung beißen, haftet der Hundehalter.

"Die Risiken, die entstehen, wenn ein Hund vor dem Geschäft angebunden wird, sind groß. Sicherlich geht es in den meisten Fällen gut. Aber der eine Fall, der schief geht, kann schlimmste Konsequenzen haben", fasst "Tasso e.V." seine Einschätzung zusammen. Der Rat des Vereins lautet daher: "Lassen Sie Ihren Hund nicht unbeaufsichtigt vor einem Geschäft zurück. Sind Sie zu zweit unterwegs, kann einer die Erledigungen machen, während der andere mit dem Hund wartet. Geht das nicht, machen Sie sich dennoch die Mühe, den Hund zunächst nach Hause zu bringen, bevor Sie Ihre Besorgung machen."

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