Spirale der Gewalt
Immer jüngere Täter und Opfer im Drogenkrieg in Marseille
7.10.2024, 16:43 UhrDas südfranzösische Marseille wird von einer heftigen Auseinandersetzung zwischen zwei Drogenbanden erschüttert, bei der die mutmaßlichen Täter und Opfer immer jünger werden. Von "außerordentlicher, beispielloser Gewalt" sprach Staatsanwalt Nicolas Bessone, nachdem ein mit Messerstichen übersäter 15-Jähriger bei lebendigem Leib verbrannt wurde und ein 14-jähriger Auftragskiller einen Taxifahrer per Kopfschuss getötet haben soll, bloß weil dieser nicht habe anhalten wollen. Es gebe eine extreme Verjüngung von Tätern und Opfern, sagte der Staatsanwalt.
Als Auslöser der jüngsten Welle der Gewalt sehen die Ermittler den Kampf zwischen der "DZ Mafia" und dem "Clan des Blacks" um einen lukrativen Drogenverkaufspunkt in der Mittelmeermetropole, wie die Zeitung "Le Parisien" berichtete. Der 15-Jährige sei von einem wegen Drogengeschäften inhaftierten 23-Jährigen beauftragt worden, die Gegenseite mit Schüssen auf eine Tür einzuschüchtern, die er anschließend in Brand stecken sollte. Dafür sollte er 2.000 Euro erhalten.
Ertappter Angreifer wird niedergestochen und verbrannt
Aber der Auftrag geht schief, wie der Staatsanwalt erläuterte. Handlanger der Gegenseite durchsuchen den 15-Jährigen, finden bei ihm eine Schusswaffe und stechen 50 Mal auf ihn ein, ehe sie ihn noch lebend in Brand setzen. Aus Rache für die brutale Tat soll der 23-Jährige dann einen 14-Jährigen für 50.000 Euro als Auftragskiller angeheuert haben.
Doch auch diese Abrechnung verläuft nicht nach Plan. Als der 14-Jährige nachts per Mietwagen zum Ziel seines Auftrags unterwegs ist, meint er laut Staatsanwalt auf der Straße sein potenzielles Opfer zu erkennen. Er solle anhalten und warten, er habe etwas zu erledigen, verlangt er vom Fahrer. Dieser aber fährt weiter. Von hinten schießt der 14-Jährige dem 37-jährigen Familienvater daraufhin in den Kopf.
Nicht zum ersten Mal trauert Marseille um ein unbeteiligtes Opfer der Drogengewalt. Der Taxifahrer habe mit Drogengeschäften nichts zu tun gehabt, er sei nur seiner Arbeit nachgegangen, betonte der Staatsanwaltschaft.