Kuriose Maßnahme

Inniger Abschied? Flughafen setzt knappes Zeitlimit für Umarmungen

Sara Denndorf

E-Mail zur Autorenseite

21.10.2024, 10:15 Uhr
Für Umarmungen und herzliche Abschiede gibt es an einem internationalen Flughafen inzwischen ein Zeitlimit.

© Collage: dpa/imago Für Umarmungen und herzliche Abschiede gibt es an einem internationalen Flughafen inzwischen ein Zeitlimit.

"Ich kann in drei Sekunden die Welt erobern, den Himmel stürmen und in mir wohnen. In zwei Sekunden Frieden stiften, Liebe machen, den Feind vergiften", singt Andreas Bourani in seinem Hit "Nur in meinem Kopf". Zumindest in seiner Wahrnehmung genügen also wenige Sekunden, um viel zu bewirken – und diesen Gedankengang macht sich auch ein Flughafen in Neuseeland zunutze, der Zärtlichkeiten nun zeitlich begrenzen will.

Bitte was? Also, von vorne: Der Flughafen Dunedin im Süden Neuseelands mahnt neuerdings, Umarmungen in der Drop-Off-Zone zu beschränken. Auf einem dort aufgestellten Schild steht "Maximale Umarmungszeit 3 Minuten" und darunter der Zusatz "Für liebevollere Abschiede nutzen Sie bitte den Parkplatz". Ist das ein Witz? Eine unmenschliche Zumutung? Oder ein Akt mangelnder Empathie?

Nein, für den Flughafenbetreiber ist es lediglich eine Frage der Organisation und der Wissenschaft. Denn: Die Drop-Off-Zone ist, wie es der Name nahelegt, ein Bereich unweit des Terminals, der darauf ausgelegt ist, dass Reisende schnell abgesetzt werden können, ohne dass der Fahrer sein Auto auf dem Parkplatz abstellen muss. Bleibt nun aber beispielsweise ein Pärchen längere Zeit in der Drop-Off-Zone stehen, um sich zu herzen und innig zu verabschieden, bleibt ihr Fahrzeug folglich länger in diesem Bereich stehen und es bildet sich ein Rückstau. Diesen möchte Flughafen CEO Daniel De Bono gerne vermeiden, im Interview mit "Radio New Zealand" erklärte er: "Zu viele Menschen haben zu viel Zeit mit Verabschiedungen in dem Bereich verbracht, da war kein Platz mehr für andere übrig."

Studie: So schnell beeinflussen Umarmungen unsere Glückshormone

Ohnehin seien derart lange Herzlichkeiten nicht nötig. De Bono habe in einer Studie gelesen, dass bereits bei einer 20-sekündigen Umarmung die Glückshormone ausgeschüttet würden. Tatsächlich wiesen Forscher der American Psychosomatic Society einen gestiegenen Oxytocin-Spiegel bei Paaren nach 20-Sekunden-Umarmungen nach.

De Bono persönlich empfindet zehn Sekunden als optimale Länge für eine Umarmung: "Danach wird es langsam ein bisschen komisch." Auch Forscher der japanischen Toho-Universität untersuchten Faktoren für die ideale Umarmung. Das Ergebnis: Knuddelleien zwischen Kindern und einem Elternteil sollten nicht länger als 20 Sekunden dauern, sonst könnten sie Unruhe bei den Kids hervorrufen.

Sollten aber Paare, Familie oder Freunde – entgegen wissenschaftlicher Erkenntnisse – doch länger als die vorgegebenen drei Minuten zur Verabschiedung benötigen, rückt nicht etwa die "Umarmungspolizei" an. Stattdessen, das erklärte De Bono im Interview, würden die Betroffenen dann lediglich gebeten werden, zum Parkplatz weiter zu fahren. Dort können sie 15 Minuten kostenlos parken – genug Zeit für "interessante Dinge", die der Flughafen-CEO im Laufe der Jahre gesehen habe.

Keine Kommentare