Ambitionierter Bauplan
Inspiration Schildkröte: So könnte das größte Kreuzfahrtschiff der Welt aussehen
16.11.2022, 17:15 UhrEin italienisches Design-Studio hat einen Plan für ein futuristisches Kreuzfahrtschiff entworfen, der die bisherigen Dimensionen im Schiffsbau sprengt. Als "schwimmende Stadt der Zukunft" preist Lazzarini die design-Studie auf der Website an. "Pangeos" soll das 550 Meter lange und 610 Meter breite Luxus-Schiff in Form einer Schildkröte heißen. Offizielle Pläne zum Baugibt es aber noch nicht.
Architekten, Designer oder Entwickler machen sich die Natur gerne zum Vorbild. Das ist sogar eine eigene Wissenschaft, erklärt das Baubiologie-Magazin: "Der Bionik liegt die Annahme zugrunde, dass die belebte Natur durch evolutionäre Prozesse optimierte Strukturen entwickelt, von denen der Mensch lernen kann." Beispiele dafür sind etwa die netzartige Dachkonstruktion des Münchner Olympiaparks oder die Baumstützen, die das Dach des Stuttgarter Flughafens tragen.
Bei Pangeos geht es weniger um die evolutionsbedingten Tricks, die Schildkröten so draufhaben, sondern eher um die Optik der Tiere. Laut Lazzarini arbeitet das Design-Studio seit 2009 an den Entwürfen. Das Schiff soll Platz für bis zu 60.000 Passagiere haben und mit neun Kilometern pro Stunde durch den Ozean tuckern. Neben der klassischen Luxusyacht-Ausstattung samt Beachclub, Pools und Einkaufszentrum soll Pangeos Platz für einige Villen und sogar Landeplätze für Privatjets haben. Wie eine schwimmende Luxus-Stadt. Außerdem soll sich ein Wasserkanal quer über die Schildkrötenflossen ziehen, auf dem sich die Passagiere beim Wassersport austoben können. Im Inneren des Schildkrötenkörpers sollen die Gäste in einem riesigen Pool planschen können und sich danach im Liegebereich ausruhen. Die Fläche soll mit einem Durchmesser von 188 Metern so groß wie das Kolosseum in Rom werden.
Eine umweltfreundliche Innovation?
Betrieben werden soll das Schiff von drei Elektromotoren, die emissionsfrei arbeiten sollen. Damit entzieht sich das Design-Studio dem Kritikpunkt, den etwa der Naturschutzbund (NABU) formuliert: Kreuzfahrtschiffe seien "untragbar für Klima, Umwelt und Gesundheit", denn die Schiffsmotoren stoßen einiges an CO2 aus. Generell verursacht eine Person laut Berechnung des Umweltbundesamts auf einer siebentätigen Mittelmeerkreuzfahrt rund 1,9 Tonnen CO2-Äquivalente. Oder anders formuliert: Auf einer Kreuzfahrt pulvert das Schiff so viele Schadstoffe in die Luft wie fünf Millionen Autos auf gleicher Strecke.
Einem anderen Kritikpunkt muss sich aber auch Lazzarini stellen: Die schwimmenden Städte fahren durch hochsensible Naturräume. "Diese oft unberührte Natur ist das Kapital der Kreuzfahrtunternehmen.", glaubt der NABU und fordert: "Sie sollten sich daher in besonderer Form um deren Schutz bemühen."
Bis Pangeos tatsächlich durch die Weltmeere schwimmt, müsste aber noch einiges passieren. Der mögliche Investor müsste mit Kosten bis zu acht Milliarden Euro rechnen und acht Jahre Bauzeit in Kauf nehmen. Ob es bereits Interessenten gibt, ist noch nicht bekannt. Allerdings hat das Design-Studio auf seiner Website Pläne veröffentlicht, die die Yacht in einer Werft in Saudi-Arabien zeigen.