Gewaltiger Durchbruch

Jurassic Park 2.0: Wissenschaftler wollen mit der Wiederauferstehung des Mammuts das Klima retten

Jan Heimhold

nordbayern-Redaktion

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12.3.2024, 19:11 Uhr
Bald könnte es das Mammut nicht mehr nur im Museum zu bestaunen geben.

© IMAGO/Jon G. Fuller / VWPics Bald könnte es das Mammut nicht mehr nur im Museum zu bestaunen geben.

Vor ein paar Tagen gab das texanische Unternehmen "Colossal Biosciences" in den sozialen Netzwerken bekannt: Es ist gelungen, sogenannte induzierte pluripotente Stammzellen (iPSC) von Elefanten zu gewinnen. IPSC sind Zellen, die von Wissenschaftlern aus regulären Zellen erwachsener Individuen erschaffen werden (wie Blut- oder Hautzellen). Von diesen iPSC ausgehend, kann jede Zelle eines Lebewesens unendlich oft erzeugt werden und sind damit embryonalen Stammzellen ähnlich, so "EuroStemCell". Diese sind wiederum vereinfacht gesagt der Beginn allen Lebens, aus denen sich alles Weitere entwickelt.

"In der Vergangenheit wurden einige Versuche unternommen, die iPSC eines Elefanten zu reproduzieren, allerdings ohne Erfolg", erklärt die Sprecherin von Colossal Biosciences, Erina Hysolli, den Durchbruch. Elefanten seien eine ganz besondere Spezies und die Wissenschaft habe gerade erst begonnen an der Oberfläche ihrer grundlegenden Biologie zu kratzen. Mithilfe dieser iPSC könne jetzt der nächste Schritt in Richtung einer Auferstehung des Wollhaarmammuts gemacht werden. Colossal Biosciences hat es sich zur Aufgabe gemacht, die haarigen Riesen aus der Eiszeit wieder zurück ins 21. Jahrhundert zu holen. Und das, obwohl die letzten Exemplare vor über 4000 Jahren auf der russischen Wrangelinsel ausstarben, wie das "Mammutmuseum Niederweningen" schreibt.

Doch das amerikanische Unternehmen erhofft sich dadurch einen entscheidenden Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel, da Elefanten einen großen Beitrag zur Erhaltung des Ökosystems leisten würden: "Die Mammutsteppe war einst das größte Ökosystem der Welt – von Frankreich bis Kanada und den arktischen Inseln bis China. Es war die Heimat von Millionen großer Pflanzenfresser. Und diese Tiere waren der Schlüssel zum Schutz eines Ökosystems, das so groß war, dass es das Klima beeinflusste, wenn nicht sogar nahezu kontrollierte", so das Unternehmen auf seiner Seite.

Mammut für den Klimaschutz?

Daraus schlussfolgert Colossal Biosciences, dass eine Rückkehr des Mammuts auch die frühere Vegetation der nördlichen Tundra zurückbringen könnte. Diese könnte effektiv dazu beitragen, die steigenden Temperaturen zu bekämpfen und zugleich den Permafrostboden der Arktis zu erhalten - einen der größten Kohlenstoffspeicher der Welt. Gelangten die dort eingelagerten Treibhausgase durch den fortschreitenden Erwärmungsprozess in die Atmosphäre, würde dies die globale Erwärmung gewaltig beschleunigen.

So weit die etwas abenteuerliche Theorie der Forscher, doch wie könnte ein Mammut überhaupt wieder zum Leben erwachen? Es ist klar, dass es auch in Zukunft keine Original-Mammuts mehr geben kann, da man dafür noch lebende Exemplare bräuchte - schließlich braucht es ein Lebewesen, das den Mammut-Embryo austrägt. Deshalb lautet der Plan des Unternehmens vereinfacht: Entwicklung einer Mammut-Zelle, dann Implantation in die Eizelle eines Asiatischen Elefanten und dessen Gebärmutter. Schon kommt ein Mammut-Hybrid auf die Welt. Gerade der erste Schritt ist aber auch der Schwierigste, da er aus vielen kleinen Zwischenschritten besteht, die erfüllt sein müssen. Die Erschaffung der iPSC eines Asiatischen Elefanten ist einer davon - und der ist jetzt gelungen.

Neben dem Mammut möchte das Unternehmen auch andere ausgestorbene Tierarten wie den Dodo oder den Tasmanischen Tiger zurückholen. Ganz wie Jurassic Park, bloß ohne Dinosaurier. Aber wer weiß, was die Forschung in Zukunft noch so vorhat.