Waffen gegen Waffengewalt

Kontroverses Gesetz: Hier dürfen Lehrer künftig heimlich Waffen in der Schule tragen

Benjamin Jungblut

Redakteur

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24.4.2024, 19:27 Uhr
Waffen im Klassenzimmer: Ein neues Gesetz wird aktuell kontrovers diskutiert.

© IMAGO/xHelistockterx Waffen im Klassenzimmer: Ein neues Gesetz wird aktuell kontrovers diskutiert.

Rund ein Jahr ist der schreckliche Amoklauf an einer Grundschule im US-Bundesstaat Tennessee bereits her. Insgesamt 152 Schüsse hatte die Täterin abgegeben, drei Kinder und drei Erwachsene sind dabei ums Leben gekommen. Die schreckliche Tat ist bei weitem kein Einzelfall. Schon vor 25 Jahren blickte die Welt nach einem Amoklauf verstört in die Vereinigten Staaten. Zwei Abschlussklässler hatten am 20. April 1999 zwölf Schüler und einen Lehrer der Columbine High School in Littleton, Colorado erschossen.

Taten, die jedes Mal große Bestürzung in den USA auslösen und immer wieder eine Debatte über mögliche Reformen des Waffenrechtes anstoßen. Auch nach der Bluttat in Tennessee gab es Initiativen die Anzahl der Waffen im Umlauf zu reduzieren. Doch statt mehr Waffenkontrollen durchzuführen, haben die Republikaner nun einen anderen kuriosen Gesetzesentwurf in das Repräsentantenhaus (ebenfalls in republikanischer Hand) gebracht – die Lehrkräfte sollen beim nächsten Amoklauf offenbar einfach zurückschießen. In dem Entwurf, der wirkt, als könnte er aus den Zeiten des Wilden Westens stammen, wird gefordert, dass ausgewählte Lehrkräfte nun mit Handfeuerwaffen in die Schule kommen.

Der Entwurf sieht verschiedene Voraussetzungen für das Tragen der Waffen vor. Dazu gehören eine 40-stündige Grundausbildung und weitere 40 Stunden Ausbildung pro Jahr. Allerdings verbietet das Gesetz, offenzulegen, welche Mitarbeitenden Waffen tragen – auch gegenüber Eltern, Schülern und sogar anderen Lehrkräften. Lediglich Schulverwaltung und Polizei wären informiert.

High-School-Schülerinnen protestieren auf den Stufen zum State Capitol gegen einen Gesetzesentwurf, der es Lehrern und Angestellten erlauben würde, verdeckte Handfeuerwaffen in Schulen zu tragen. 

High-School-Schülerinnen protestieren auf den Stufen zum State Capitol gegen einen Gesetzesentwurf, der es Lehrern und Angestellten erlauben würde, verdeckte Handfeuerwaffen in Schulen zu tragen.  © Mark Zaleski, dpa

Am Dienstag passierte das Vorhaben das Repräsentantenhaus von Tennessee, nachdem zuvor vom Senat des Bundesstaates gebilligt worden war. Dabei gab es heftige Proteste vor dem Parlament. Wie der Sender „CBS News“ berichtet. „Blut an euren Händen“ sollen die Demonstranten gerufen haben. Zudem wurden während der Sitzung republikanische Abgeordnete von den Zuschauern auf der Tribüne beschimpft. Der Sprecher des Repräsentantenhauses ließ die Tribüne daraufhin räumen.

Das Gesetz wird jetzt an den zuständigen Gouverneur Bill Lee weitergeleitet, der bereits erklärt hatte, dem Tragen von Waffen „offen“ gegenüberzustehen.