KZ-Überlebende: Masken als Freiheitsberaubung? "Die wissen nicht, wovon sie sprechen"
25.1.2021, 16:13 UhrDie KZ-Überlebende Esther Bejarano (96), Vorsitzende des Auschwitz-Komitees, hat vor dem Holocaust-Gedenktag am 27. Januar an die Deutschen appelliert, sich stärker gegen Antisemitismus, Antiziganismus und Rassismus zu engagieren. Sie forderte, den 8. Mai als "Tag der Befreiung vom NS-Regime" zum gesetzlichen Feiertag zu erklären. Dieser Feiertag sollte den großen Hoffnungen der Menschen "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Schwesterlichkeit" gewidmet werden, sagte Bejarano während einer digitalen Gedenkveranstaltung des Auschwitz-Komitees zum Holocaust am Sonntag in Hamburg.
Antisemitismus: Die Angst unter Nürnbergs Juden wächst
Ein Vergessen des Holocaust sei für Juden derzeit gar nicht möglich, sagte die Schweizer Regisseurin Eva Stocker, deren Film "Der Krieg gegen die Juden" im vergangenen Herbst in der Schweiz Premiere hatte. Jedes Hakenkreuz an einer Synagoge und jede Hassbotschaft von Rechtsextremen erinnere die Juden ihre Geschichte in der NS-Zeit. Stocker wuchs bei ungarischen Adoptiveltern auf. Per Zufall erfuhr sie erst Jahrzehnte später, dass sie als Säugling aus einem der Deportationszüge gereicht wurde, die nach Auschwitz fuhren. Ein Bahnbeamter nahm sie entgegen und rettete so ihr Leben.
Bejarano kritisierte die Corona-Leugner. Das Tragen einer Maske werde von ihnen als "Freiheitsberaubung" abgelehnt. Bejarano: "Die wissen nicht, wovon sie sprechen." Die Geschichte habe gezeigt, dass Verschwörungsideologien leicht in Vernichtungsideologien münden könnten. Sie kritisierte zudem, dass Antifa-Gruppen immer häufiger drangsaliert würden und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) die Gemeinnützigkeit abgesprochen werde. Bejarano hatte im KZ Auschwitz-Birkenau im Mädchen-Orchester Akkordeon gespielt. Nach dem Krieg lebte sie in Israel und zog 1960 nach Hamburg.