Deftige Absage

„Landwirt aus Bayern muss mir nichts erklären“: Wirt will Aiwanger nicht in seinem Restaurant haben

Jannik Westerweller

Nordbayern.de

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4.9.2024, 16:07 Uhr
Bekommt kein Bier in Essen: Hubert Aiwanger.

© IMAGO/IMAGO/Wolfgang Maria Weber Bekommt kein Bier in Essen: Hubert Aiwanger.

Das hatte sich Hubert Aiwanger sicherlich anders vorgestellt. Am Freitag sollte er eigentlich auf einer Veranstaltung des Essener Bürgerbündnisses (EBB), das zu den Freien Wählern gehört, auftreten. Doch dem Wirt scheint das nicht zu schmecken und er verwehrt Aiwanger den Zutritt zu seinem Restaurant, wie die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" berichtete.

"Mit Blick auf die schrecklichen Attentate in Solingen und die politische Diskussion um die Änderung des Waffenrechts wird sich Herr Aiwanger ein Bild von der durch Drogenhandel, Clanstrukturen und Niedergang des Einzelhandels gebeutelten Innenstadt Essens machen", hieß es in der Ankündigung des Wahlbündnisses. Zusammen mit Aiwanger wäre hier CDU-Politiker und Gewerkschaftschef der Bundespolizei Manuel Ostermann aufgetreten.

Doch dagegen hat Gastronom Lars Becker etwas einzuwenden: Er selbst wolle sich politisch "möglichst weit weg von den Rändern bewegen", so der Inhaber des Gasthauses "Der Löwe" gegenüber der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Den bayerischen Politiker scheint er politisch am rechten Rand zu verorten. Ein Grund dafür könnte die Flugblatt-Affäre gewesen sein. Aiwanger war vor einem Jahr vorgeworfen worden, als Schüler ein antisemitisches Flugblatt verfasst und verbreitet zu haben. Auf dem Flugblatt wurde gefragt, wer der größte Vaterlandsverräter sei, der erste Preis sei ein "Freiflug durch den Schornstein von Auschwitz". Sogar Aiwangers Position als Söders Vize wurde damals infrage gestellt, bis sich sein Bruder zu dem Flugblatt bekannte.

Der Gastronom erklärt weiter, er habe den Verlauf der Veranstaltung nicht einschätzen können, er habe ebenfalls nicht gewusst, dass Aiwanger auch kommen wolle. Die Essener Innenstadt sei weitaus besser als ihr Ruf. Der Gastronom erklärt: "Ich wohne und arbeite in der Essener Innenstadt, und mir braucht kein bayerischer Landwirt vom Dorf erklären, was hier los ist."

Trotz dieser klaren Ansage an den Politiker will sich das EBB nicht von einem Besuch der Essener Innenstadt abbringen lassen. Gemeinsam mit dem NRW-Landesvorsitzenden der Freien Wähler Arbi Davood Megerdich und dem EBB-Fraktionsvorsitzenden im Essener Stadtrat Kai Halmsteeg will Aiwanger einen Rundgang durch die Innenstadt machen und anschließend in ein anderes Restaurant einkehren. "Wir lassen uns jedenfalls nicht einschüchtern", sagt Hemsteeg.