Tourismus-Proteste
„Make Tourists Pay“: Demonstranten in Südtirol fordern gratis Öffis für alle
25.02.2025, 17:56 Uhr
In Südtirol sorgt eine Protestbewegung für Aufsehen: Die Initiative "Make Tourists Pay" fordert eine fairere Beteiligung von Urlaubern an den Kosten für den öffentlichen Nahverkehr. Wie "merkur" berichtet, haben Demonstrierende im Februar kurzzeitig die italienische Stadt Bozen eingenommen.
Mit roten Plakate mit der Aufschrift "Make Tourists Pay for Free Öffis" machten sie auf ihre Forderungen aufmerksam. Ihr Kernanliegen: Eine touristische Mobilitätsabgabe von zwei Euro pro Nacht, um die Finanzierung des Nahverkehrs für alle zu sichern.
Ungleichgewicht zwischen Einheimischen und Touristen
Laut "Make Tourists Pay" bezahlen Touristen und Touristinnen in Südtirol derzeit mit der sogenannten Guest-Card lediglich 60 Cent pro Tag für die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs. Einheimische hingegen zahlen nicht nur rund einen Euro pro Tag an Steuergeldern für die Infrastruktur, sondern müssen auch noch ihre Fahrkarten zusätzlich erwerben. Ein Missverhältnis, das dringend korrigiert werden muss, meint die Initiative.
Die geforderte Abgabe von zwei Euro pro Übernachtung würde laut Berechnungen der Gruppe jährlich 72 Millionen Euro einbringen. Das wäre nicht nur mehr als die aktuellen Ticket-Einnahmen (45 Millionen Euro), sondern würde auch einen finanziellen Spielraum für bessere Löhne für Busfahrer, Busfahrerinnen, Zugschaffner und Zugschaffnerinnen sowie einen Ausbau des öffentlichen Verkehrs schaffen.
Gratis-Öffis für alle
Die Bewegung "Make Tourists Pay" setzt sich für einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr für alle ein. "Von Bozen nach Brixen und zurück fahren, ohne 12 Euro zu bezahlen", heißt es auf deren Website – das soll künftig sowohl für Einheimische als auch für Gäste möglich sein. Die Initiative betont dabei, dass sie sich nicht gegen den Tourismus richtet, sondern für eine gerechtere Finanzierung der Infrastruktur eintritt.
In einem offenen Brief an die Landesregierung erinnert "Make Tourists Pay" an den Klimaplan Südtirol 2040, der eine Verdopplung der Personenkilometer im öffentlichen Nahverkehr bis 2037 vorsieht. Derzeit legt die Bevölkerung in Südtirol jedoch zehnmal so viele Kilometer mit dem Auto zurück wie mit Bus und Bahn – eine Entwicklung, die sich ohne finanzielle Anreize nicht umkehren lasse.
Wachsende Unzufriedenheit in der Region
Die Demonstration in Bozen ist nicht die erste Aktion, die auf Missstände im Tourismus aufmerksam macht. Erst Anfang Februar wurde auf der Seiser Alm eine drastische Botschaft hinterlassen: Unbekannte schrieben mit roter Farbe "too much" in den Schnee, um auf die Überlastung durch Touristen aufmerksam zu machen, berichtet "merkur". Auch Klettersteige wurden bereits manipuliert, um Urlauber fernzuhalten. Einheimische hatten schon 2024 an der Seilbahn in Bozen "Priorität" an den Eingang gesprayt – ein Hinweis auf die langen Wartezeiten, unter denen Pendler und Schüler leiden.
Ob die Landesregierung die Forderungen der Protestierenden erhört, bleibt abzuwarten. Die Initiative wird erstmal nicht aufhören zu protestieren – die nächste Demo ist laut ihrem Instagram-Kanal für den 1. März geplant.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an