Selbstjustiz

Mann stiehlt Frau die Handtasche – die steigt in SUV und überfährt ihn viermal

Stefan Besner

Online-Redaktion

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14.9.2024, 17:35 Uhr
(Symbolbild)

© IMAGO (Symbolbild)

Ein Taschendieb in Italien hatte sich mit einer 65-Jährigen das falsche Opfer auserkoren. Die Frau stieg prompt in ihr Auto und überfuhr den 47-Jährigen - viermal. Der Mann starb daraufhin an den Folgen seiner schweren Verletzungen. Nun droht der 65-jährigen Unternehmerin eine lange Haftstrafe.

Video von Kamera aufgezeichnet

Eine Überwachungskamera zeichnete den gesamten Vorfall auf. Italienische Medien veröffentlichten den Clip mit einer vorgeschalteten Warnung. Man sieht einen Mann die Straße entlang laufen, der unvermittelt von einem heranrauschenden, hellen SUV erfasst wird. Der SUV setzt zurück und überfährt den am Boden Liegenden abermals, setzt nochmal nach vorne... Schließlich steigt eine Person aus, bei der es sich um die 65-Jährige handelt, geht nach vorne, bückt sich, wirft einen Blick auf den schwer verletzten Mann, steigt wieder ein und fährt mit hoher Geschwindigkeit davon.

Passanten fanden das Opfer schwer verletzt auf und riefen umgehend den Notarzt. Wie das lokale Magazin "corrierefiorentino" berichtet, handelt es bei dem Mann um einen 47-jährigen Algerier, der als Obdachloser in Italien lebte. Er starb noch auf dem Weg ins Krankenhaus.

"Er hat mich beraubt."

Die Aufnahmen der Überwachungskamera führten laut einem Bericht der "Welt" schnell zu einer Festnahme. Als die Beamten der 65-jährigen Besitzerin eines bekannten Strandbades Handschellen anlegten, war das Einzige, was sie gesagt haben soll: "Er hat mich beraubt."

Laut ihrer Aussage soll sie von dem Mann, als sie in ihren Wagen einsteigen wollte, unter vorgehaltenem Messer bedroht und gezwungen worden sein, ihre Handtasche auszuhändigen. Nachdem der Mann geflüchtet war, verfolgte sie ihn demnach und überfuhr ihn schließlich mit ihrem SUV.

Nachdem sie sicher war, dass sich der 47-Jährige nicht mehr bewegte, habe sie sich "getraut", auszusteigen und ihre Handtasche zurückzuholen.

Haftstrafe wegen vorsätzlichen Mordes

Nach ihrer Verhaftung wurde die Frau bei einer ersten Anhörung von einem Richter nach dem Grund gefragt, warum sie den Mann mit ihrem SUV mehrmals überfuhr und dabei förmlich zermalmte. Als Antwort gab sie, sie habe dabei an ihren Hausschlüssel und die persönlichen Dokumente gedacht, die sich in der Tasche befanden. Weshalb sie anschließend nicht den Rettungsdienst gerufen habe, fragte der Richter weiter. "Ich hatte das Telefon in meiner Handtasche", wird die Frau laut "Welt" zitiert. "Ich wollte meine Tasche zurück und ihn nicht töten."

Aussagen fraglich - mutmaßlicher Mord wird Politikum

Ein Messer haben die Ermittler bei dem Toten offenbar nicht gefunden. Wegen vorsätzlicher Tötung droht der Frau nun eine lange Haftstrafe, allerdings brachte der Fall nun auch die Politik aufs Spiel. Unter anderem äußerte sich der rechtspopulistische Verkehrsminister Matteo Salvini zu Wort: "Der Tod eines Menschen ist immer eine Tragödie, und die Gerechtigkeit wird ihren Lauf nehmen müssen", zitiert ihn demnach das italienische Portal "Today". Allerdings spielt er den offenbaren Fall von Selbstjustiz als eine Kette von Ereignissen herunter, die infolge eines Verbrechens geschehen wären: "Wäre der Mann, der sein Leben verloren hat, kein Krimineller gewesen, hätte es nicht so geendet. Was denken Sie?", fragte er in den sozialen Medien. Dort entbrannte jüngst bereits eine Diskussion über den Fall, der nach Sichtung des Videomaterials allerdings alles andere als diskutabel erscheint.