Ein Herz für Kühe

Milchbauer wird vegan: Was dann mit seinen Tieren passiert, ist außergewöhnlich

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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4.9.2023, 14:59 Uhr
Nicht nur aufgrund ihrer Haltung leiden Kühe unter der intensiven Milchwirtschaft (Symbolbild).

© J. S. Peifer via www.imago-images.de Nicht nur aufgrund ihrer Haltung leiden Kühe unter der intensiven Milchwirtschaft (Symbolbild).

Jürgen Rademacher lebt seit kurzem vegan - eine Entscheidung, die immer mehr Menschen für sich treffen. Bemerkenswert ist allerdings, dass der 62-Jährige sein Geld bisher als Milchbauer verdient hat. Den Tieren zuliebe kehrt der Bio-Landwirt jetzt aber der Branche den Rücken, wie "Radio Bremen" berichtet. Normalerweise droht den Kühen nach so einer Entscheidung die Schlachtbank, nicht aber bei Rademacher: Er will seine Tiere behalten, sie sollen frei auf seinem Hof leben.

Inspiriert zu seinem radikalen Lebenswandel wurde Rademacher von seiner Nichte, die ebenfalls vegan lebt. Die hatte vor ihrer Hochzeit nach einem Brautkleid ohne Seide gesucht, da bei der Produktion des Stoffes Raupen getötet werden, heißt es in einem Bericht von "Radio Bremen". Nach anfänglichem Unverständnis geriet Rademacher immer mehr ins Grübeln - am Ende stand die Entscheidung, selbst vegan zu leben und seinen Kühen zuliebe aus der Milchwirtschaft auszusteigen.

Milchwirtschaft: Kühe und Kälber leiden

Denn die Tiere leiden unter der Milchwirtschaft. Kurz nach der Geburt werden die Kälber von den Muttertieren getrennt. Das sorgt bei den Jungtieren für chronischen Stress. Die Muttertiere produzieren die Milch also nicht wie biologisch vorgesehen für ihr Kalb, sondern für die Milchindustrie. Und die verlangt nach maximaler Effizienz: Durch Züchtung geben Kühe mittlerweile zirka dreimal so viel Milch wie noch in den 1950er Jahren.

Diese Entwicklung ermöglicht der Milchindustrie Milliardenumsätze, geht aber zulasten der Gesundheit der Milchkühe. Durch körperliche Überförderung erkranken viele Tiere. Oft kommt das einem Todesurteil gleich: Ist die Kuh nicht mehr wirtschaftlich, tritt sie meist ihre letzte Reise zum Schlachthof an.

Hilfe für Birgit, Irina & Co.

Nicht so bei Jürgen Rademacher. Er hängt so sehr an seinen Tieren, dass er jeder Kuh einen eigenen Namen gegeben hat, sagt er "Radio Bremen". Eine Trennung von seinen Tieren kommt für den Landwirt deshalb nicht infrage. Die hohen Kosten - etwa 1800 Euro muss er jährlich für die Haltung einer Kuh aufwenden - versucht er auf kreativen Wegen zu decken: Rademacher bietet zum Beispiel Patenschaften für seine Kühe an.

Neben Spenden hofft Rademacher auf Fördergelder der EU. Deshalb setzt er auf seinem Hof Naturschutzmaßnahmen um, die aus Brüssel gefördert werden. Eine Alternative zum Einkommen aus der Milchwirtschaft hat der Bio-Landwirt bereits gefunden: In Zukunft will er sich verstärkt dem Ackerbau widmen.