"Wird schwierig"
Minusgrade gefährden Ernte - so kämpfen fränkische Obstbauern gegen Spätfrost an
22.4.2024, 17:49 UhrGanze drei Wochen früher haben die Apfelbäume in Manfred Winklers Betrieb in Mittelfranken das Blühen angefangen. Wäre es bei sommerlichen Temperaturen und warmen Sonnenstrahlen geblieben, würde es eigentlich auch kein Problem geben. Aber der Spätfrost, der nun einschlägt, bringt die gesamte Ernte in dem Betrieb in Gefahr. Und viele andere Obstbauern sind ebenfalls betroffen.
Blüten werden durch Frost vom Frost geschützt
"Die Blüte ist momentan im vollen Gange", erklärt Winkler auf seiner Plantage in Gustenfelden bei Schwabach gegenüber dem Nachrichtendienst "news5".
In dem Stadium, in dem die Blüten sich derzeit befinden, können sie Temperaturen bis zu null Grad noch aushalten. "Aber wenn es ins Minus geht, dann gehen die Blütenorgane kaputt. Die Biene kommt dann zwar, es gibt aber keine Befruchtung", erklärt er.
Deshalb muss er schnell handeln, wenn die Temperaturen unter null fallen. Seine Blüten schützt Winkler mithilfe von Frostbewässerung. Die Bäume werden bewässert, das Wasser friert auf den Blüten ein. Durch das Einfrieren entsteht Erstarrungswärme, die die Blüte vor dem äußeren Frost schützt.
Das muss aber rechtzeitig passieren, daher muss der Obstbauer den Wetterbericht ständig im Auge behalten. "Sonst kann es sein, dass wir in fünf Stunden unsere ganze Ernte verlieren."
So einen Totalschaden hat Winkler bereits erleben müssen, wie er berichtet. 17.000 Obstbäume konnten keine Ernte mehr tragen, der Obstbauer erlitt dabei einen Schaden von mehreren Tausend Euro.
Nicht jeder Betrieb kann auf Frostbewässerung zurückgreifen
Auch Georg Beutner vom Bauernhof Feesenhof im Landkreis Forchheim muss ständig die Wettervorhersagen aktualisieren. Die elf Hektar, auf denen Zwetschgen, Kirschen, aber vor allem Äpfel reifen sollen, kann Beutner aber nicht mit Frostbewässerung schützen, erklärt er in einem Gespräch mit der Redaktion. Damit müsste er alleine pro Stunde 30 Kubikmeter pro Hektar bewässern. Aber "30 Kubikmeter ist das, was wir pro Tag genehmigt kriegen", erklärt er.
Stattdessen könnten Frostkerzen helfen. Aber auch in diesem Fall wäre der Aufwand enorm. Es bräuchte zwei oder dreihundert Kerzen pro Hektar, so der Landwirt weiter. Das Anzünden und Ausmachen müsste dabei in kürzester Zeit erfolgen und ist daher auch keine passende Alternative.
Beutner überlegt, sich eine Windmaschine anzuschaffen, die warme Luft aus zehn Meter Höhe nach unten drückt und somit die Bäume schützt.
Solange er aber keine hat, muss der Obstbauer hoffen, dass die nächsten kalten Tage bei Temperaturen über null Grad bleiben. "Es wird schwierig, wies aussieht", fasst Beutner zusammen.
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