Tabletten in Bolognese

Mordwaffe: Spaghetti? Bayerin will Verlobten vergiften - ihr eigentliches Ziel ist Karl Lauterbach

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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6.2.2024, 17:27 Uhr
Mit einer vergifteten Portion Spaghetti Bolognese wollte eine 30-Jährige aus Oberbayern ihren Verlobten umbringen (Symbolbild).

© IMAGO/xSpr72429x Mit einer vergifteten Portion Spaghetti Bolognese wollte eine 30-Jährige aus Oberbayern ihren Verlobten umbringen (Symbolbild).

Die Richter des Landgerichts München II befassen sich seit Montagmorgen mit dem Fall einer 30-Jährigen, die ihren Verlobten vergiftet haben soll - mit der Absicht, ihn zu töten. Die Krankenschwester habe nach Information von "Sat.1 Bayern" 26 Tabletten des Neuroleptikums Pipamperon in eine Portion Spaghetti Bolognese gemischt und dem 31-jährigen Mann vorgesetzt. Eine Überdosierung könne laut "tz" einen Kreislaufstillstand bis hin zum Tod nach sich ziehen. Das Opfer brach nach dem Essen im Badezimmer zusammen und bat die 30-Jährige, den Notarzt zu rufen. Glücklicherweise überlebte der Mann.

Das juristische Motiv für die Tat: reine Mordlust. Ein "vergleichsweise seltenes Mordmerkmal, bei dem es dem Täter tatsächlich darum geht, den anderen sterben zu sehen oder dessen Tod zu erleben", wie ein Sprecher des Landesgerichtes gegenüber "Sat.1 Bayern" mitteilte. Wie die "tz" berichtet, habe das Verlangen, einen Mord zu begehen, die Frau täglich beschäftigt. Dabei geriet ihr Verlobter nur deshalb ins Visier der 30-Jährigen, weil er ihre weiteren Mordpläne zu durchkreuzen drohte: Der 31-Jährige sei im Weg gewesen, gab die Angeklagte an, sie befürchtete, erklären müssen, wieso sie abends das Haus verlasse.

Angeklagte unzufrieden - Tatwaffen bereits erworben

Denn eigentlich wollte die Frau eine ältere Nachbarin und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach umbringen. Die Mordlust der Frau resultierte wohl aus ihrer allgemeinen Unzufriedenheit: Im Januar 2022 wollte sie ihren Verlobten heiraten - aufgrund der Corona-Pandemie wurde die Hochzeit verschoben. Auch ihr Wunsch nach Kindern erfüllte sich nicht. Die Schuld an der Situation gab die Krankenschwester laut "t-online" der Regierung, dem politischen System und älteren Menschen - schließlich würden diese hauptsächlich "etablierte" Parteien wählen, die einem gesellschaftlichen Wandel im Wege stünden.

Ihr Opfer, eine alte Frau aus der Nachbarschaft, hatte die Angeklagte bereits ausgewählt - weil die Dame sie in der Vergangenheit "komisch angeschaut" habe. Die Krankenschwester plante, ihre Nachbarin mit einem gezielten Stich in die Halsschlagader zu töten: Nach "t-online"-Informationen hatte sie bereits die geplante Tatwaffe, ein Messer mit einer 20 Zentimeter langen Klinge, gekauft. Karl Lauterbach plante sie, vor dessen Wohnsitz in Köln zu locken und mit einem Sportbogen - den sie ebenfalls schon erworben hatte - zu erschießen. Wie sie an den persönlichen Leibwächtern des Politikers vorbeikommen wollte, habe sie hingegen noch nicht herausgearbeitet.

Psychiatrische Einrichtung statt Haft?

Doch soweit sollte es nicht kommen: nach dem missglückten Mordversuch an ihrem Verlobten erstattete die 30-Jährige eine Selbstanzeige. Ob die Frau strafrechtlich verurteilt werden kann, ist fraglich: Zum Tatzeitpunkt sei sie in ihrer Steuerungsfähigkeit eingeschränkt gewesen. Die Angeklagte leide unter einer sehr ausgeprägten Form von Borderline, sei emotional deshalb äußerst instabil. Die Pipamperon-Tabletten, mit denen sie die Spaghettisauce versetzt hatte, stammten demnach auch aus ihrem eigenen Besitz. Sollte die Schuld der Frau festgestellt werden, könnte ihr statt einer Haftstrafe die lebenslängliche Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung drohen. Bis Donnerstag soll die Verhandlung abgeschlossen sein.