Nach Gedicht über Erdogan: ZDF löscht Böhmermann-Sendung

NÜRNBERG - Gewünschten Effekt erzielt: In der letzten Folge des "Neo Magazin Royale" trug Jan Böhmermann eine Schmähkritik über den türkischen Präsidenten Recep Erdoğan vor - mit dem Hinweis, dass "man dies nicht machen darf". Nun hat das ZDF die Sendung aus der Mediathek gelöscht. Das sorgt für Empörung im Netz. Auch Jan Böhmermann äußert sich.

In einer Schmähkritik geht es nicht mehr um die Sache. In einer Schmähkritik geht es um die Herabsetzung eines Menschen. Jan Böhmermann erklärte in der letzten Folge des "Neo Magazin Royale" den Unterschied zwischen eben jener Schmähkritik, Satire und freier Meinungäußerung für den türkischen Präsidenten Recep  Erdoğan - und lieferte gleich das passende Beispiel in Form eines Gedichts.

Darin heißt es an einer der noch harmloseren Stellen: "Er ist der Mann, der Mädchen schlägt und dabei Gummimasken trägt." Dazu betonte Böhmermann immer wieder, dass eine Schmähkritik strafbar sei, sich nicht gehöre und man so etwas auf gar keinen Fall machen dürfe in der Öffentlichkeit.

Mit seinem Sidekick Ralf Kabelka witzelte Böhmermann noch, was denn Schlimmes passieren könnte. Kabelkas Vermutung: Sendung wird aus der Mediathek gelöscht. Und damit lag er richtig.

Wie immer ging die Folge am Donnerstagabend in der Mediathek des ZDF online - und verschwand am Freitagmittag bereits wieder auf dem Internet. Auf Nachfrage vermeldete das ZDF: "Die Parodie im NEO MAGAZIN ROYALE vom 31. März zum Umgang des türkischen Ministerpräsidenten mit Satire entspricht nicht den Ansprüchen, die das ZDF an die Qualität von Satiresendungen stellt. Aus diesem Grund wurde die Passage aus der Sendung entfernt."

Der Sender wollte die Folge ursprünglich wie immer auch Freitagnacht ausstrahlen. Aufgrund des Todes von Hans-Dietrich Genscher schiebt das ZDF das "Neo Magazin Royale" aber nun noch weiter in die Nacht. Erst um 1.15 Uhr ist die Folge zu sehen. Allerdings teilte der Sender auf Nachfrage mit: Dann ohne das Gedicht für Erdogan.

Zahlreiche Nutzer äußerten auf Twitter ihren Unmut über die Löschung, vereinzelt gibt es allerdings in den sozialen Netzwerken auch Stimmen, diemit dem Gedicht eine Grenze überschritten sehen. Auch Jan Böhmermann äußerte sich am Freitagabend auf Facebook zu dem Vorfall.