Jahrhundertealte Tradition
Nach Hassbriefen: Traditioneller Alm-Abtrieb durch Tier-Transporte ersetzt
18.8.2022, 21:05 UhrDer Almabtrieb ist eine jahrhundertelange Tradition im Alpenland. Dabei werden die Kühe von den Bergweiden ins Tal gebracht, um dort auf dem Bauernhof zu überwintern. Diese Tradition wird meist durch Feste begleitet, bei denen die Kühe mit Blumenkränzen und Glocken geschmückt wurden.
Doch damit ist mittlerweile vielerorts Schluss. Nach Protesten von Tierschützern werden die Tiere vielerorts nicht mehr über Straßen ins Tal getrieben, sondern mithilfe zahlreicher Transporte per Anhänger zu den Bauernhöfen ins Tal gebracht.
Der Viehscheid in Maierhöfen im Landkreis Lindau wird nach zwei Jahren Corona-Pause auch in Zukunft nicht mehr stattfinden. Das ergab eine Abstimmung unter den Landwirten, die mehrheitlich für eine Änderung der bisherigen Praktik gestimmt hatten.
Zuvor waren bereits Drohungen durch Tierschützer bei den betroffenen Landwirten eingegangen. So berichtet auch Alpmeister Herbert Mader der Bild-Zeitung: „Tiermörder, Tierquäler und andere Beschimpfungen standen in den Briefen. Auch Morddrohungen waren dabei.“
Aus Sicht der Tierschützer stellt der fast 30 Kilometer lange Zug eine zu große Belastung für die Rinder dar. Ein Sprecher der LMU Klinik für Wiederkäuer ergänzte in der Bild-Zeitung: „Es passiert ab und an, dass Kühe beim Weg ins Tal hinfallen, sich ein Bein brechen. Auch Teerstraßen sind für die Gelenke des Viehs nicht optimal. Es ist eine ruppige Tradition.“
Viele Landwirten befürchten durch das Verbot hingegen eine Verschlechterung des Tierwohls. "Der Auf- und Abtrieb macht den Kühen nichts aus. Das Zusammenpferchen im Lkw macht mir eher Sorgen.“
Wirtschaftlicher Schaden
Neben dem Tierwohl spielt aber auch das Geld eine Rolle bei dem Viehscheid-Verbot. So rechnen die Landwirte mit Mehrkosten in Höhe von 10.000 Euro, die nur durch die Nutzung von Vieh-Transportern fällig wären.
Hinzu kommen finanzielle Einbußen, die die gesamte Region betreffen. Da der Almabtrieb auch immer viele Touristen anlockte, fällt nun auch ein großer Anteil an Schaulustigen weg, die extra dafür in die Region gekommen seien. Daniela Sandner vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege spricht in der Bild von etwa 60.000 Touristen, die nun wegfallen könnten.
Um das Verbot des Almabtriebs etwas auszugleichen, sei nun laut BR, ein dreitägiges Heimatfest geplant, das vom 9. bis 11. September als Ersatz stattfinden soll.
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