Schock im Ort

Nach mehr als 190 Jahren: Beliebtes Unternehmen muss schließen - selbst Bürgermeister äußert sich

Stefan Zeitler

Online-Redaktion

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16.1.2025, 09:15 Uhr
Firma nach 192 Jahren insolvent. (Symbolbild)

© imago Firma nach 192 Jahren insolvent. (Symbolbild)

Es wurde gehofft und gebangt, jetzt ist das Aus jedoch beschlossen: Nach fast 193 Jahren gehen bei der Firma Langheinrich im osthessischen Ort Schlitz für immer die Türen zu.

Zuerst von dieser Schließung berichtet hatte die "Fuldaer Zeitung". Nun hat sich auch Inhaber Burkhard Oel erstmals öffentlich geäußert. Dabei zeigt er sich tief betroffen: "Seit 22 Jahren habe ich mich für das Unternehmen eingesetzt, das war ein Lebenswerk".

Einst im Jahre 1832 gegründet, war das Unternehmen seither bekannt für Webearbeiten vor allem im Leinenbereich. Im November 2024 habe man dann jedoch ein Insolvenzverfahren eröffnen müssen. Investoren konnten im Anschluss daran jedoch nicht gefunden werden. Die Firma habe schon länger mit Problemen zu kämpfen gehabt.

So sollte sich auch herausstellen, dass die Verlagerung der Produktionsbereiche nach Belarus ein Fehler gewesen war, spätestens, als der osteuropäische Staat wegen seiner Unterstützung bei Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine mit Sanktionen belegt wurde.

Ein Versuch, die Produktion nach Usbekistan zu verschieben, misslang ebenfalls. "Bei den wichtigsten Kunden in der Hotellerie und der Reisebranche sind hochwertige Leinentischtücher nicht mehr gefragt", so Oel. Er selbst sei aktuell nun auch wieder auf Arbeitssuche.

Von der Schließung betroffen sind nun auch die 13 verbliebenen Angestellten in Schlitz. Ihnen musste allesamt gekündigt werden. Selbst Heiko Siemon, Bürgermeister des Ortes, äußerte öffentlich sein Bedauern zu dem Vorgang: "Dieses Unternehmen hat nicht nur über Jahrzehnte hinweg hochwertige Produkte hergestellt, sondern war auch ein bedeutender Bestandteil der Stadt Schlitz."

Die Immobilie werde nach der Schließung weiter genutzt werden, denn: Wie Inhaber Andreas Rebmann erklärt, hätten sich dort bereits verschiedene Start-ups angesiedelt.

Der Ort Schlitz, in dem rund 10.000 Menschen leben, ist durch die "größte Adventskerze der Welt" – wie die Stadt selbst dazu wirbt - auch überregional größer bekannt. In der Adventszeit wird hier nämlich ein Turm der ansässigen Hinterburg in roten Stoff gehüllt und mit einer "Flamme" aus Glühbirnen an der Spitze geschmückt. Insgesamt sei die Kerze damit 42 Meter hoch. Die kommende Adventskerze muss dann jedoch ohne ein beliebtes Unternehmen in der Region auskommen.

Seit fast 193 Jahren hatte man sich auf Tischtücher für Hotels oder die Gastronomie spezialisiert.

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