Deutschlandweite Diskussion

Nach Rassismus-Kritik: Märkte gehen gegen beliebtes Kakao-Getränk vor - So reagiert Nürnberg

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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4.12.2024, 05:00 Uhr
Hitzige Diskussion um "Lumumba", ein Getränk aus Kakao und Rum. (Symbolfoto)

© IMAGO/Maximilian Koch Hitzige Diskussion um "Lumumba", ein Getränk aus Kakao und Rum. (Symbolfoto)

Zu einem Weihnachtsmarktbesuch mit passender Weihnachtsstimmung gehört ein Heißgetränk ebenso wie Plätzchen, Lebkuchen oder andere Köstlichkeiten. Auf Weihnachtsmärkten wird das Getränk heiße Schokolade mit Rum traditionell als "Lumumba" verkauft, doch die Debatte um den Namen des Getränks wird immer lauter. Kritiker halten den Namen für rassistisch. Einige Städte handeln und streichen das Heißgetränk aus dem Angebot ihrer Weihnachtsmärkte oder fordern eine Umbenennung. Auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt war der "Lumumba" nie Thema.

"Glühwein ist natürlich unser Getränk"

Auf die Frage, ob es auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt das Heißgetränk "Lumumba" geben würde, bekommt unsere Redaktion eine sehr klare Antwort vom Leiter der Nürnberger Märkte Marco von Dobschütz-Dietl: "Dieses Getränk gibt es bei uns nicht". Nicht etwa, weil es verbannt wurde, es gab bislang einfach keine Anfrage, ob das Getränk ausgeschenkt werden könne. "Glühwein ist unser Getränk in Nürnberg und deswegen haben wir hier mehr Glühwein-Stände, als Kakao-Stände", fährt der Leiter der Nürnberger Märkte fort.

Auf dem ganzen Christkindlesmarkt muss man fast schon nach Trink-Kakao suchen. "Wir haben einen Stand, der hat Kakao mit belgischer Schokolade, also das ist richtig hochwertige heiße Schokolade, aber der Großteil ist natürlich Glühwein oder Heißgetränke wie Tee", erzählt von Dobschütz-Dietl unserer Redaktion. Den Kakao könne man allerdings auch mit Schuss bestellen, aber das heißt dann eben Schokolade mit Schuss und nicht "Lumumba", erklärt der Leiter der Nürnberger Märkte weiter.

Verbot und Umbenennung auf anderen Weihnachtsmärkten

Die Stadt Frankfurt will nach der Rassismus-Diskussion nun handeln. Laut des "Redaktions Netzwerk Deutschland" werden die Standbetreiber der Frankfurter Weihnachtsmärkte gebeten, auf den Namen zu verzichten. Die Tourismus und Congress GmbH schreibt: "Sollten Sie ein Getränk im Angebot haben, welches Sie als ‚Lumumba‘ bezeichnen, möchten wir Sie eindringlich bitten, den Namen zu ändern und es auf Menükarten/Getränkekarten/Schildern unkenntlich zu machen".

Auch auf dem Kieler Weihnachtsmarkt wird kein "Lumumba" mehr ausgeschenkt. In der Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins können die Besucherinnen und Besucher stattdessen den "Kielumba" bestellen. Ein generelles Verbot gibt es laut der "Kieler Nachrichten" nicht, jedoch wurden die Schausteller darauf hingewiesen, dass "die rassistische Produktbezeichnung" unerwünscht ist.

Wieso ist der Name überhaupt rassistisch?

Im vergangenen Jahr hat die Historikerin und ehemalige Grünen-Politikerin Annalena Schmidt aus Bautzen die Bezeichnung des Getränkes als rassistisch kritisiert. Wie die "Bild" damals berichtet, kritisierte sie den Namen für das Heißgetränk auf der Plattform "X" als rassistisch.

Aber wieso kritisiert Schmidt die Bezeichnung "Lumumba" als rassistisch? Die Antwort ist in der belgischen Kolonialgeschichte zu finden. Lange Zeit stand die Demokratische Republik Kongo unter der Herrschaft Belgiens, bevor das Land am 30. Juni 1960 in die Unabhängigkeit entlassen wurde. Der erste Präsident des jungen Staates wird Patrice Lumumba, ein ehemaliger Postbeamter. Er wurde als afrikanischer Freiheitskämpfer bekannt. Bei seinem friedlichen Kampf um die Unabhängigkeit wurde er 1961 brutal gefoltert und erschossen.

Noch heute gilt Lumumba als Symbol für den Kampf gegen Kolonialismus, Unterdrückung und Ausbeutung in Afrika. Und genau deshalb kritisierte Annalena Schmidt die Bezeichnung für das alkoholhaltige Kakaogetränk. In ihrem Post auf der Plattform "X" schreibt sie im vergangenen Jahr: "Patrice Lumumba steht für die Unabhängigkeitsbewegung in Afrika (...). Er wurde erschossen! Und ihr benennt ‚Kakao mit Schuss‘ nach ihm!" Wie das Getränk indessen zum Namen des Politikers kam, ist nicht geklärt, spöttische, farblich-assoziative Gründe könnten dabei jedoch durchaus eine Rolle gespielt haben, wie "derstandard" im vergangenen Jahr schreibt.