Erster Platz bei iTunes

Nach Sylt-Skandal: „L’amour toujours“ erobert die Charts

Sara Denndorf

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2.6.2024, 13:51 Uhr
Der Pony-Club auf Sylt wurde zum Schauort unschöner Gesänge. Das Lied, welches rassistisch umgedichtet wurde, stürmt nun die Charts.

© Georg Wendt/dpa Der Pony-Club auf Sylt wurde zum Schauort unschöner Gesänge. Das Lied, welches rassistisch umgedichtet wurde, stürmt nun die Charts.

Als der italienische DJ Gigi D‘Agostino seinen Partykracher "L‘Amour Toujours" veröffentlichte, waren viele derer, die dieses Lied inzwischen missbrauchen, wohl noch gar nicht geboren: Vor einer Woche löste ein Video von einer Feier in einer Sylter Bar bundesweit Empörung aus. Darin zu sehen und zu hören waren teils jugendliche Gäste, welche den 90er-Song "L‘Amour Toujours" umgedichtet und zur entsprechenden Melodie Parolen wie "Deutschland den Deutschen" und "Ausländer raus" grölten.

Dieses Video, welches in den sozialen Medien viral ging und für reichlich Empörung sorgte, zieht nicht nur Ermittlungen des Staatsschutz nach sich, sondern machte auch das betroffene Lied zum Gesprächsthema Nummer eins: "L‘Amour Toujours" von Gigi D‘Agostino stürmt derzeit die Charts. Wie "GfK Entertainment" am Freitag mitteilte, erreichte der Partysong den achten Platz. In den deutschen iTunes-Charts von US-Riese Apple ist das Lied gleich doppelt vertreten: Die "Small Mix"-Version kletterte binnen kurzer Zeit auf den ersten Platz und ist dicht gefolgt von der Standard-Variante auf dem dritten Rang.

Das Problem: Der Song avancierte inzwischen zum geheimen Erkennungszeichen unter Rechtsextremen und ist nun eben – siehe Charts – in der Breite der Gesellschaft angekommen. Die Melodie des Songs wurde nicht erst seit dem rassistischen Vorfall auf Sylt für rechtsextreme Gesänge missbraucht, sondern wird in der Szene bereits seit Längerem genutzt. Bereits im Herbst 2023 etwa skandierten Gäste einer Dorfparty in Mecklenburg-Vorpommern den ausländerfeindlichen Text. Zudem unterlegen einschlägige Nutzer auf TikTok regelmäßig ihre Videos, in denen sie rassistische Botschaften oder Falschinformationen verbreiten, mit diesem Lied. Auch Martin Sellner, der langjährige Kopf der "Identitären Bewegung" verwendete den Song unlängst.

Aber: Wenngleich "L‘Amour Toujours" bereits vor dem Sylt-Skandal in rechtsextremen Kreisen missbraucht wurde, erfuhr es erst seit der Party auf der nordfriesischen Insel eine enorme Bekanntheit. Seither häuften sich die Berichte von ähnlichen Fällen aus Thüringen, der Ostsee, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, in denen nationalistische Parolen zu dem Hit gegrölt wurden.

Demzufolge soll der über 20 Jahre alte Partyhit künftig laut einem Bericht des "Tagesspiegel" zufolge nicht auf Volksfesten, darunter das Münchner Oktoberfest oder das Cannstatter Volksfest in Stuttgart, gespielt werden. Doch wie steht eigentlich der Macher des missbrauchten Party-Ohrwurms zu den derzeitigen Vorkommnissen rund um sein Lied? Auf Anfrage teilte D‘Agostino dem "Nordkurier" mit, dass es in seinem Song ausschließlich um Liebe gehe. Der 56-Jährige stellte klar: "In meinem Lied ‚L‘amour toujours‘ geht es um ein wunderbares, großes und intensives Gefühl, das die Menschen verbindet. Es ist die Kraft der Liebe, die mich hochleben lässt."